Editorial zur Lex UBS und zum Rücktritt von Thierry Burkart
Das Ende der FDP, wie wir sie kennen

Karin Keller-Sutters Bankenregulierung und die Flucht des Parteipräsidenten vor der EU-Debatte stehen für ein neues, ungewisses Kapitel in der Geschichte der Staatsgründerpartei.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Reza Rafi, Chefredaktor SonntagsBlick.
Foto: Philippe Rossier
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Ihr Tod setzt den Schlussstrich unter eine Ära. Am Montag wurde bekannt, dass Vreni Spoerry gestorben ist. Sie war eine wichtige Vertreterin des Freisinns, als er noch «Too big to fail» war. Spoerry sass nicht nur für den Kanton Zürich im Ständerat, sondern auch im Verwaltungsrat von Swissair und SKA. Und verkörperte damit die Verzahnung der Elite an den Spitzen von Wirtschaft und Politik, ganz im Geiste eines Bürgertums, das Errungenschaften wie den Gotthardtunnel, die ETH und die Kreditanstalt hervorbrachte, mit seiner zerstörerischen Energie aber auch Heiligtümer wie die Swissair oder die Credit Suisse vernichtete (und eines Tages vielleicht auch das WEF auf dem Gewissen haben wird).

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Es wirkt wie ein schicksalhaftes Zusammentreffen, dass just in der Woche dieser Todesnachricht zwei Alphatiere der FDP eine Zäsur verkündeten: Präsident Thierry Burkart sucht vor der grossen Auseinandersetzung um Europa das Weite. Dem smarten Aargauer Ständerat fehlt der Führungswille, um eine politische Bewegung durch eine nationale Schicksalsdebatte zu steuern.

Beinahe zeitgleich präsentierte Burkarts Verbündete in der Landesregierung, Karin Keller-Sutter, die Eckwerte für eine Regulierung der letzten verbliebenen Grossbank im Land. Ihrem politischen Instinkt folgend, will die Bundespräsidentin die UBS mit maximalen Kapitalanforderungen für ihre Auslandsgesellschaften an die kurze Leine nehmen – und beendet damit das historisch gewachsene Bündnis zwischen der FDP und der Zürcher Bahnhofstrasse.

«Ich habe den Eindruck, dass die Bevölkerung schon auch Erwartungen hat», begründete sie am Freitag ihren Kurs. Keller-Sutters offen zur Schau gestellte Coolness angesichts eines drohenden Wegzugs der UBS ins Ausland spricht Bände. Was bemerkenswert ist für die EFD-Vorsteherin, die nur dank der Bedeutung des heimischen Finanzplatzes an den Treffen der G20-Staaten dabei sein kann.

Am Donnerstag schaltete die FDP-Parteileitung eine Todesanzeige für Vreni Spoerry, mitunterzeichnet von Thierry Burkart. Man werde der Verstorbenen ein «ehrendes Andenken» bewahren. Die Zeilen sind auch ein Abgesang auf eine vergangene Zeit.

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