In der Politik schlägt die Stunde der grossen Tiere. Selfmade-Milliardär Alfred Gantner und seine prominenten Mitstreiter holen im Zollstreit mit den USA für die Schweiz die Kohlen aus dem Feuer. Selfmade-Milliardär Christoph Blocher kämpft gegen das institutionelle Abkommen mit der EU. Selfmade-Milliardär Peter Spuhler nimmt es mit der Juso und deren Erbschaftssteuerinitiative auf, die in drei Wochen zur Abstimmung kommt.
Eine Universalregel, die gern vergessen wird, lautet: Alle Politik ist Interessenpolitik. Und Interessenpolitik ist Standortpolitik. Der Partners-Group-Mitgründer, der SVP-Patriarch und der Patron von Stadler Rail haben das begriffen. Unter Donald Trump gilt «America first». Europa steht dem in nichts nach – der Kontinent schirmt seine Industrie mit immer neuen Handelshürden vor fremder Konkurrenz ab. Kaum einer französischen Institution käme es in den Sinn, einen Grossauftrag an ein nichtfranzösisches Unternehmen zu vergeben.
In der Schweiz hingegen scheinen noch nicht alle die Zeichen der Zeit verstanden zu haben. Diese Woche vergaben die SBB einen Megaauftrag ins Ausland.
Der staatliche Bahnkonzern bestellt über 116 neue Doppelstockzüge beim Münchner Siemens-Konzern. Es geht um zwei Milliarden Franken. Im nordrhein-westfälischen Krefeld, wo die Waggons produziert werden sollen, dürften etliche Champagnerkorken geknallt haben. Das Nachsehen hat der Schweizer Anbieter, Peter Spuhlers Stadler Rail – mit dem Auftrag hätten sich im thurgauischen Bussnang und an anderen Standorten zahlreiche Jobs, Lehrstellen und neue Investitionsmittel für den hiesigen Werkplatz sichern lassen.
Die Bundesbahnen können bestimmt gute Gründe für ihren Entscheid nennen, dort schwärmt man, jenes der Deutschen sei das «gemäss Beschaffungsrecht vorteilhafteste Angebot» gewesen. Ohne Zweifel haben die Experten und Technokraten im Stellwerk der Schweizerischen Bundesbahnen sämtliche Offerten seriös geprüft. Bloss scheinen sie vor lauter Expertise die Gegenwart zu übersehen – im Dschungel der Weltpolitik dominieren die Raubtiere. Wer das nicht begreift, wird irgendwann gefressen.