Die letzten Tage waren voller Glitzer: Dank dem Eurovision Song Contest herrschte in Basel der Ausnahmezustand. 130 Millionen in aller Welt konnten eine Woche lang am Bildschirm live verfolgen, wie die Moderatorinnen Sandra Studer, Hazel Brugger und Michelle Hunziker über sich hinauswuchsen. Switzerland, twelve points! Eine Show der Superlative. Inklusive politischen Spitzenpersonals und Toleranz gegenüber allerlei Lebensentwürfen. Die Rheinmetropole zwischen Jans und Trans.
Ausgerechnet Basel liefert damit den Tatbeweis, dass die Schweiz auch anders kann, dass sie es fertigbringt, ein Ereignis hervorzuzaubern, das grösser ist als sie selbst. Bemerkenswert für ein Land, in dem – wie die Fälle Sepp Blatter und Klaus Schwab zeigen – jeder zurechtgestutzt wird, der über das behagliche Mittelmass hinausragt.
Es muss eine Wohltat sein für die Seele Basels, das historisch eigentlich stets reicher und grösser und bedeutender war als der Rivale Zürich, wie noch heute unschwer an der pompösen Altstadt zu erkennen ist. Nun tritt diese stolze Stadt wieder aus dem Schatten Zürichs – wozu sicher auch der Meistertitel des FC Basel beigetragen hat. Dass FCB-Urgestein Taulant Xhaka wenige Tage vor dem ESC-Finale an der Meisterfeier am Barfüsserplatz «Tod und Hass dem FCZ» vom Balkon johlte, mag als Kuriosum dieser Ausnahmewoche in Erinnerung bleiben, zumal am Song Contest «Care Teams», Inklusionsgebote und «Awareness»-Schulungen das Wohl der bunten Gästeschar sichern sollten. Todeswünsche tönen da eher unpassend.
Aber was solls, denken sich die Bebbi wohl im Freudentaumel. Ihre Stadt und die SRG haben mit dem Mega-Event Fähigkeit zur Grösse bewiesen – und die Schweiz gleich mit. Vielleicht kann die Nation sogar ein wenig aus Basels Beispiel lernen. Manche Profisportler ausgenommen.