Wir leben in Zeiten des Misstrauens. Bester Beweis dafür ist – Globi. Den blauen Menschenvogel würde heute wohl kein Verlag mehr auf den Markt bringen: Stellen Sie sich einen Typen vor, der in karierten Hosen, mit entblösstem Oberkörper und einem Béret auf dem Kopf durchs Leben wandelt. Er wohnt alleine, über amouröse Beziehungen ist nichts bekannt. Dafür hält er sich auffällig oft im Umfeld von Schülern auf. Und nennt sich den «Kinderfreund».
Als Robert Lips seine Figur in den Dreissigerjahren erfunden hatte (zu Beginn noch ein Knirps mit Eltern und Geschwistern), war das kein Thema. 2019 hingegen läuten bei solcher Nähe zwischen Kindern und einem männlichen Erwachsenen die Alarmglocken. Das Mädchen auf dem Schoss des Nachbarn wirkt verdächtig. Und ein Spielplatz-Besucher signalisiert lieber sofort, dass er als Vater mit dem Nachwuchs vor Ort ist. Fotografieren im Freibad? Extrem riskant!
Die grenzenlosen Verbreitungsmöglichkeiten für pädophile Pornografie im Internet, die Schreckensmeldungen über Kindesmissbrauch, aber auch die politische Bewirtschaftung dieser Themen haben die Gesellschaft in Lauerstellung versetzt. Den Betreuungsbereich trifft ein Generalverdacht: Vielen Eltern ist es unwohl, wenn sie vom neuen Zivildienstleistenden in der Kita erfahren. Manche Krippen verbieten ihren Mitarbeitern jegliches Berühren der Kinder. Andere stellen sowieso nur Frauen ein.
Ausgerechnet zu einer Zeit, in der die ganze Welt nach Gleichstellung schreit, will man Männer von einer traditionellen Frauendomäne fernhalten. Gegensteuer gibt der Verband Kinderbetreuung Schweiz mit eigenen Projekten. Weil es Erzieher gibt, die sich ehrlich für den Beruf interessieren. Und weil männliche Autoritätspersonen den Kindern in ihrer Entwicklung guttun können.
Der mutmassliche St. Galler Kinderschänder René W. hat nicht nur das Vertrauen der Eltern und seines Arbeitgebers missbraucht. Er ist auch eine Katastrophe für alle seriösen Männer in dieser Branche.
Robert Lips’ Zeichentrickheld ist – natürlich – absolut integer: Globi geht es um das Glück der Kinder. Wie auch der grossen Mehrheit der Männer, die in einem Betreuungsjob täglich ihr Bestes geben.