Darum gehts
- Parlamentarier haben volles Programm neben politischen Aufgaben
- Selbstinszenierung und Eventitis prägen die Session
- Parlamentarier verdienen durchschnittlich 125'000 Franken pro Jahr
Sie sind nicht zu beneiden, die Mitglieder von National- und Ständerat. Angehörige eines Milizparlaments halt, und mit durchschnittlich 125'000 Franken Jahreslohn abgespeist.
Am vergangenen Dienstagabend waren die Fussball-Affinen auf dem Bundesplatz gefordert, in einem Plauschmätchli, das auf die anstehende Frauen-EM aufmerksam machen sollte. Am Mittag drauf dann bereits Abfahrt zu den Fraktionsausflügen. Und kaum zurück, am Donnerstagmorgen um 6.32 Uhr – so offiziell vermeldet –, Start zu einem Lauf rund ums Bundeshaus. 20 Minuten schweisstreibender Sport.
Das ist bereits ein anspruchsvolles Programm, in sozialen und anderen Medien breit zelebriert. Die Selbstinszenierungen sind angebracht, schon in 2,5 Jahren stehen schliesslich nationale Wahlen an.
Eine Zumutung fast, dass neben all den Lasten in eigener Sache der Ständerat über eine Lockerung des Kriegsmaterialgesetzes debattieren und die AHV-Finanzierung behandeln musste und der Nationalrat über die Halbierungs-Initiative der SVP zu den SRG-Gebühren zu entscheiden hatte.
Bedeutende Themen. Gut, dass das Verspielte trotzdem nicht verloren ging, nach langer Durststrecke. SVP-Vertreter ulkten am Freitag endlich wieder. Mit Cassis-Masken trampelten sie symbolisch auf den ihrer Meinung nach untauglichen EU-Verträgen herum.
Miesepetrig und kleinkariert mag sein, wer die Eventitis, Selbstinszenierungen und Spielchen nicht goutiert. So sei den Milizparlamentarierinnen und -parlamentariern in der letzten Sessionswoche neben dem Bankengesetz und der Beratung über einen Elternurlaub manch fröhliches Sackhüpfen gewünscht – falls sie es akribisch in den sozialen Medien dokumentieren.