Das meint BLICK: Katia Murmann, Chefredaktorin Blick.ch, zum Frauenstreik
Was nach dem Streik kommen muss

Heute gehen Schweizer Frauen auf die Strasse für mehr Gleichberechtigung. Sie setzen damit ein wichtiges Zeichen. Und danach? Raus aus der Opferrolle, rein in die Gestalterrolle, fordert Katia Murmann, Chefredaktorin Blick.ch.
Publiziert: 13.06.2019 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:08 Uhr
Katia Murmann ist seit 2017 Chefredaktorin von Blick.ch.
Foto: Shane Wilkinson
Katia Murmann

«An euch! Frauen, die ihr in den Fabriken, den Werkstätten und den Haushalten arbeitet. Nehmt einen Tag der Freiheit. Legt die Arbeit nieder!»

So tönte es schon vor 111 Jahren! Margarethe Faas-Hardegger, Arbeiterinnensekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, rief Frauen dazu auf, am 1. Mai 1908 mittels Arbeitsverweigerung ein Zeichen zu setzen. Für das Frauenstimmrecht, für Mutterschaftsurlaub, für gleichen Lohn.

Es ist erschreckend, dass es einen Streik braucht

Heute streiken die Frauen in der Schweiz wieder. Mehr als ein Jahrhundert nach Margarethe Faas-Hardegger verdienen Frauen im Schnitt noch immer 18 Prozent weniger als Männer, mehr als 90 Prozent der Toppositionen in den Chefetagen sind mit Männern besetzt. Es ist erschreckend, dass es einen Streik braucht, um die Themen der Frauen mit Wucht auf die öffentliche Agenda zu bringen. Aber es funktioniert.

Die wichtigste Forderung der Frauen heute ist die Lohngleichheit. Der Graben zwischen Männer- und Frauenlöhnen ist Ergebnis einer langen Reihe von Ungleichheiten im Laufe eines Frauenlebens: Sie wählen eher tief bezahlte Berufe, verhandeln schlechter, arbeiten häufiger Teilzeit und werden weniger oft befördert.

Der Anfang ist gemacht, jetzt liegt es an den Frauen

Einen konkreten Anfang hat das Parlament gemacht: Nach dem Sommer tritt eine Verordnung in Kraft, die Firmen verpflichtet, Lohnanalysen zu machen. Diese Kontrolle bei Frauen- und Männerlöhnen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Lohngleichheit.

Die weiteren Bausteine können und müssen Frauen selbst hinzufügen. Indem sie über Lohn reden, so wie es die Jungen heute selbstverständlich tun. Indem sie sich trauen, zu verhandeln. Indem sie ihre Männer in die Pflicht nehmen, sich im Haushalt und in der Kinderbetreuung zu engagieren – damit Frauen mehr arbeiten können.

Der Frauenstreik heute setzt ein wichtiges Zeichen. Danach aber heisst es: Raus aus der Opferrolle, rein in die Gestalterrolle. Denn mit Nichtstun wird sich nichts verändern. Wenn das gelingt, müssen wir nicht weitere 111 Jahre warten, bis Gleichstellung endlich Realität ist. Und dann braucht es nie wieder einen Frauenstreik!

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