Diese Woche hat der IGH, der Internationale Gerichtshof in Den Haag, festgehalten, dass «saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt» ein Menschenrecht ist. Die Inselgruppen und Organisationen der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten forderten vom IGH ein Gutachten, das klärt, ob Staaten zum Klimaschutz verpflichtet werden können und ob Klimaschutz als Recht festgeschrieben werden soll.
Der Gerichtshof bestätigte nun, dass das Klima für die heutigen und die zukünftigen Generationen geschützt werden muss. Länder, die keine oder nur unzureichende Massnahmen zum Schutz des Planeten vor der Klimaerhitzung ergreifen, verstossen gegen das Völkerrecht.
Dass eine gesunde Lebensgrundlage ein Menschenrecht ist, ist völlig logisch. Denn ohne können wir nicht überleben. Dass dies aber so explizit von einem weiteren Gericht festgehalten werden muss, ist im Endeffekt ein Alarmzeichen. Ein klares Signal, dass zu wenig für den Schutz unseres Planeten unternommen wird. Zu wenig, dass sich die Erde nicht weiter erwärmt und Ökosysteme nicht aus dem Gleichgewicht kommen.
Diese Woche haben wir den «Overshoot Day» bereits erlebt. Das heisst, ab jetzt leben wir auf Pump. Wir haben bereits mehr Ressourcen verbraucht, als uns in diesem Jahr noch zur Verfügung stehen. Das muss uns zu denken geben. Klimaschutz ist keine Links-rechts-Frage, auch keine, die man einfach wegschieben kann. Es geht um den Planeten, auf dem wir leben, um unsere Gesundheit. Es geht um unser Quartier, das zu heiss wird im Sommer, um unsere Berge, die bröckeln, unsere Felder, die vertrocknen.
Das alles hat Konsequenzen. Und es macht einen grossen Unterschied – gerade für unser Land – ob sich die Erde 1,5 Grad oder 4 Grad erwärmt. Dass eine solche Veränderung viele Ängste auslöst, ist verständlich. Die Transformation, die wir vor uns haben, schaffen wir nur gemeinsam. Und es ist an der Zeit, sie mit vollem Willen anzupacken.
Das Problem geht uns alle an. Mit Schuldzuweisungen oder Ablenkungsmanövern wird die Klimaproblematik nicht gelöst. Es geht einzig darum, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen. Mit Solidarität, mit Voraussicht – und Innovation. Die Schweiz war eigentlich mal sehr gut in alledem. Sind Sie dabei?
* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt hier jeden zweiten Sonntag – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.