Berner Platte – die Kolumne aus dem Bundeshaus
Frauenfussball – up we go

Aline Trede über die Fussball-EM der Frauen, die erst der Anfang war.
Publiziert: 13:20 Uhr
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Aline Trede, Nationalrätin, Fraktionschefin der Grünen und Vorstandsmitglied im Fussballverband SFV.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Was für ein Sommermärchen! Und weiter gehts. Die Schweiz hat einen der grössten Grossanlässe je im eigenen Land ausgetragen. Die Uefa Women’s Euro, die Europameisterinnenschaft. Das Schweizer Nationalteam mit Kapitänin Lia Wälti hat ein historisches Resultat erzielt und ist erstmals bei einer Europameisterschaft in die Viertelfinals eingezogen. Die acht Host Citys, dort wo die Spiele ausgetragen wurden, haben einen Topjob gemacht. Bern, Zürich, Basel, St. Gallen, Luzern, Genf, Sion und Thun. Volle Stadien, praktisch jedes Spiel ausverkauft, eine Rekordsumme an Zuschauerinnen und Zuschauern in den Stadien und an den Bildschirmen. 657'291 vor Ort – nie vorher waren es mehr.

Fanwalks, die zum Teil die Fans der gegnerischen Teams gemeinsam durchgeführt haben. Beim grössten in Bern, als die Schweizer Nati gegen Spanien im Wankdorf aufspielte, liefen über 25'000 Menschen den Weg von der Innenstadt zum Stadion. Unvergessliche Stimmung, friedlich, fröhlich, positiv. Viele waren einfach Fans, und für viele war diese Women’s Euro weit mehr als Fussball, Frauenfussball. Das ist jetzt die Challenge. Die Euphorie vom Sommer mitzunehmen und die sogenannte Legacy weiterzuziehen.

Mehr Mädchen im Fussball, das ist das eine. Aber dafür brauchts rundherum Umdenken, Infrastruktur und Willen. Die Trainerinnenausbildungen laufen, es werden mehr, mir geht es natürlich wie immer zu langsam. Gleiches bei den Schiedsrichterinnen. Noch verhaltener sieht es bei den Plätzen aus. Es fehlt an Platz, alte, eingeschliffene Muster verhindern zum Teil noch eine effizientere und fairere Nutzung der Plätze. Das ist jedoch in absehbarer Zeit veränderbar.

Auch die Axa Women’s Super League hat wieder begonnen, und hier können wir alle supporten. Die YB-Frauen haben fünfmal mehr Saisonabonnemente verkauft als letztes Jahr, das ist die richtige Richtung. Die Fernsehübertragungen sollten besser werden. Die finanzielle Ungleichheit zwischen den Männer- und den Frauenteams auch. Dafür braucht es noch einigen Einsatz.

Die Nati hat uns allen die Fussballeuphorie nähergebracht. Behalten wir das Interesse und machen wir den Frauenfussball auch in der Schweiz grösser, mit dem Schwung der Women’s Euro, mit Vorbildern auf dem Platz, aber auch in den Vereinen, mit dem Ziel von Equal Pay und der grossen Freude am Sport. Here to stay. Hopp Schwiiz!

* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt hier jeden zweiten Sonntag – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.

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