Zwei Gaumen-Kitzler: Tilsiter und Appenzeller
Gross-Käse, hoch!

Käsereise durch die Schweiz: Der Tilsiter hat in der Schweiz seine geografische Heimat – das Tilsit. Und der Appenzeller, der bleibt ein Geheimnis. Das genaue Rezept kennen nur zwei Männer.
Publiziert: 30.07.2014 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 13:45 Uhr
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Die Kinder vor dem Bahnhof Zernez: Hoch den Käse!
Foto: Philippe Rossier
Von Helmut-Maria Glogger

In der Schweiz scheiterten im 19. Jahrhundert viele Käser am «Schweizer Käsefieber» – und wurden von Preussen ins Tiefland zwischen Memel und Kurischem Haff angeworben.

Flugs sorgten die Schweizer für Emanzipation: War in Preussen Melken Frauensache, übernahmen die Eidgenossen den Job – und entwickelten den Tilsiter. Benannt nach der Stadt Tilsit, heute Sowetsk (Kaliningrad) an der russisch-litauischen Grenze.

1893 kehrte Otto Wartmann, Landwirt und Händler aus dem Thurgau, von einer Reise aus Tilsit zurück und stellte auf seinem Holzhof in Amlikon-Bissegg TG den ersten Schweizer Tilsiter her.

Seit 1. August 2007 hat der Tilsiter auch in der Schweiz seine geografische Heimat: Man gründete in der Schweiz die in­offizielle Ortschaft Tilsit, mit Ortstafel. Mit Otto Wartmann, einem heutigen Nachkommen der alten Holzhof-Käserei-Dynastie, und Gästen aus Sowetsk.

2013 wurden 3141 Tonnen Tilsiter produziert, 295 Tonnen speziell für den Export nach Deutschland.

Hand aufs Herz! Kennen Sie Werner Bollhalder-Forrer aus Unterwasser SG, Alfred Inauen oder Albert Neff-Sutter aus Appenzell? Das sind die drei, welche abwechselnd in den Appenzeller-Werbespots dem deutschen Schauspieler Uwe Ochsenknecht partout das Rezept der geheimen Kräutersulz nicht verraten. Seit zwölf Werbespot-Jahren!

Bekannt ist nur, dass die Sulz aus Weisswein, Kräutern und Gewürzen besteht. Das genaue Geheimrezept kennen nur zwei Männer. Es liegt in einem Safe der Appenzeller Kantonalbank! Zudem ist der Mythos patentgeschützt.

Und so antwortet ein St. Galler Büebli bei der Frage: «Wie machsch du de Chääs?» Wie es die Appenzeller Meitli früher machten: «I tuen’en in e Chöbeli und trock’e mit dem Födeli, drum ischt de Chääs so rääss.»

Produziert wird er nur in Appenzell Inner- und Ausserrhoden sowie Teilen der Kantone Thurgau und St. Gallen. 2013 wurden 9238 Tonnen Appenzeller hergestellt, 5185 Tonnen exportiert.

Lesen Sie am Samstag im BLICK: 100 Jahre Nationalpark in Zernez – 100 Schweizer Käse als Botschafter.

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Käse-Reise: Vierter Tag

Langsam neigt sich meine Käsereise mit den Fünft- und Sechstklässlern der Schule Zernez GR dem Ende zu. Mit Höhepunkten wie dem Besuch auf dem Original Tilsiter-Hof von Otto Wartmann und mit Saitenklängen im Stübli der Appenzeller-Käserei in Stein AR mit Hackbrett-Virtuose Nicolas Senn (25). «Ihr müsst die Ruten, also die Schlägel, zwischen Zeige- und Mittelfinger halten», erklärt der Appenzeller Käsebotschafter. Die Töne sind quer angeordnet: «Es dauert schon fünf Jahre, um das Instrument mit den 125 Saiten zu beherrschen.»

Dafür spielte Senn schon an grandiosen Orten, zum Beispiel auf dem Kilimandscharo: mit 5895 Metern Höhe der höchste Berg Afrikas.

Da muss die Käse­region Graubünden nachlegen! Am Abend folgt in der Jugendherberge von Valbella GR das musikalische Kontrastprogramm. Rapper Gimma (34) hat ein Ziel. Mit dem Song «Chäs, Chäs, Chäs» des Berner Liedermachers Roland Zoss begann unsere Käsereise. Jetzt will der Bündner dies toppen – und «Chäs, Chäs, Chäs» in einen Rap verwandeln. Mit Zeilen seines «Superschwiizer».

Die Zernezer übersetzen Gimmas Rap auf Vallader, das Romanisch des Unterenga­dins. Aus «Bin gebora im Kua­stall, uf Stroh» wird «Nat illa stalla da vaches sül strom». Gimma spricht zwar Romanisch, aber Surselvan.

Namiki (10) «multikulti»: «Das Vermischen der Sprachen ist doch toll.» Caroline Kienberger

Mehr Infos über die Schweizer Käse-Reise auf www.schweizer­kaese.ch

Caroline Kienberger
Caroline Kienberger
Philippe Rossier

Langsam neigt sich meine Käsereise mit den Fünft- und Sechstklässlern der Schule Zernez GR dem Ende zu. Mit Höhepunkten wie dem Besuch auf dem Original Tilsiter-Hof von Otto Wartmann und mit Saitenklängen im Stübli der Appenzeller-Käserei in Stein AR mit Hackbrett-Virtuose Nicolas Senn (25). «Ihr müsst die Ruten, also die Schlägel, zwischen Zeige- und Mittelfinger halten», erklärt der Appenzeller Käsebotschafter. Die Töne sind quer angeordnet: «Es dauert schon fünf Jahre, um das Instrument mit den 125 Saiten zu beherrschen.»

Dafür spielte Senn schon an grandiosen Orten, zum Beispiel auf dem Kilimandscharo: mit 5895 Metern Höhe der höchste Berg Afrikas.

Da muss die Käse­region Graubünden nachlegen! Am Abend folgt in der Jugendherberge von Valbella GR das musikalische Kontrastprogramm. Rapper Gimma (34) hat ein Ziel. Mit dem Song «Chäs, Chäs, Chäs» des Berner Liedermachers Roland Zoss begann unsere Käsereise. Jetzt will der Bündner dies toppen – und «Chäs, Chäs, Chäs» in einen Rap verwandeln. Mit Zeilen seines «Superschwiizer».

Die Zernezer übersetzen Gimmas Rap auf Vallader, das Romanisch des Unterenga­dins. Aus «Bin gebora im Kua­stall, uf Stroh» wird «Nat illa stalla da vaches sül strom». Gimma spricht zwar Romanisch, aber Surselvan.

Namiki (10) «multikulti»: «Das Vermischen der Sprachen ist doch toll.» Caroline Kienberger

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