Als Kind las sie «Das fliegende Klassenzimmer» und war besonders fasziniert von einem Lehrer, der in einem Eisenbahnwaggon lebt. Es war ihr Kindheitstraum, auch einmal so zu wohnen. Seit mehr als fünf Jahren lebt die Baubiologin in ihrem Häuschen aus umweltschonenden Materialien, das sie zusammen mit einem Architekten selbst gebaut hat, um «nachhaltiges und reduziertes Wohnen» bekannt zu machen. Auch die kulturfördernde Albert Koechlin Stiftung fördert das Projekt.
Beim Bau musste Tanja Schindler zunächst die schwierigen Punkte herausfinden. Zum Beispiel muss das 19 Tonnen schwere Häuschen einen Transport überstehen. Bis im September 2017 stand es in Nänikon ZH. Mit der Wahl des Standorts und der Baubewilligung gab es zunächst Probleme, da es für derlei Projekte noch keine Gesetze gibt. «Ein Ökominihaus läuft unter Einfamilienhaus», erklärt Schindler. Beim ersten Mal lehnte der Gemeinderat das Projekt ab, beim zweiten Vorstoss hatte sie Glück und darf vorerst fünf Jahre in Altdorf bleiben. Eine Vorgabe ist, dass sie das Haus für öffentliche Besichtigungen zur Verfügung stellt.
Zu viel Platz stresst
Sie lebt auf zehn Quadratmetern weniger als der Durchschnittsschweizer. Aber sie schätzt die Lebensqualität in ihrem Zuhause, und dass sie Zeit spart beim Aufräumen und Putzen. Pro Monat zahlt sie 560 Franken für Nebenkosten, Miete und Hypothek. Photovoltaikpaneele produzieren durch Sonnenlicht kostenfrei Strom. Nur ans Wasser muss sie angehängt werden.
Sie habe Raum genug, sagt sie. Nur ihre Skisachen hat Schindler bei ihrem Partner untergebracht. Bei Bekannten in deren grosser Wohnung erlebe sie es als Stress, «so viel Platz füllen, putzen und bezahlen» zu müssen. «Ich brauche kein grosses Wohnzimmer, um mich wohlzufühlen. Sie könnte ihren Platz sogar noch reduzieren und auf dem Sofa statt in einem Bett schlafen.
Unsere Welt besteht aus Konsum. Doch viele Menschen haben mittlerweile so viele Dinge gehortet, dass sie ihnen über den Kopf wachsen. Aufräum-Profi Martina Frischknecht verlangt 120 Franken pro Stunde plus Anfahrtsspesen und nimmt sich dafür zusammen mit den Kunden die Wohnung vor. Was muss raus? Was muss bleiben?
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Ordnung im Kleinen
Ihr Häuschen wirkt ordentlich, was auch an den zueinander passenden Grün- und Blautönen liegt. «Wenn man sich für eine harmonierende Farbkombination entscheidet, wirkt alles aufgeräumter», betont sie. Und sie hat gelernt: «Nur kaufen, was man wirklich braucht.»
«Minimalismus bedeutet für mich nicht, nur noch wenige Gegenstände zu besitzen», sagt sie. «Für mich muss ein Gegenstand entweder schön oder nützlich sein.» Auf Dekorationen will sie jedoch nicht verzichten. «Das macht das Haus schöner und ich fühle mich wohl.»