Manch ein Grossvater baut für die Enkel eine Puppenstube. Nicht so Peter Baumann. Mit seinen Enkeln Kevin Götz (29) aus Wängi TG und Fabian Müller (29) aus Wattwil SG baute er in der Werkstatt seines Bauernhofs eine Minivilla auf Rädern. Unterstützt wurde das Trio dabei von Onkel Rolf Baumann und zahlreichen Freunden. «Unser Opa hat mit viel Herzblut und Leidenschaft an unserem Projekt mitgearbeitet. Sämtliche Schweissarbeiten hat er übernommen», erzählt der Bauingenieur Kevin Götz im Interview mit BLICK.
Die Idee einer rollenden Minivilla, oder genauer gesagt, für ein mobiles Hotelzimmer, hatte der Psychologiestudent Fabian Müller: «Eine Kollegin hat mir von einem Airbnb im Stil eines Tiny-House in Frankreich erzählt, und ich habe die Idee weiterentwickelt zu einem Mini-Hotelzimmer mit wechselndem Standort.»
Er konnte seinen Cousin für seine Idee begeistern, und zusammen haben sie das Projekt schliesslich ihrem Opa und dem Onkel schmackhaft gemacht. Die Pläne haben haben Kevin und Fabian angefertigt, das Projekt startete im März 2017.
Neben dem Studium und der Arbeit waren Fabian Müller und Kevin Götz bis zum Sommer 2018 rund einen Tag pro Woche auf dem Bauernhof ihres Opas und haben dort gemeinsam an ihrer Minivilla gearbeitet. «Ich glaube unser Opa hatte auch Freude daran, dass er mit uns zusammen die Minivilla bauen konnte und wir sind sehr dankbar dafür. Ohne die Unterstützung von Familie, Freunden und Sponsoren hätten wir das nicht geschafft», so Götz.
Mietbares Tiny-House ohne Küche
Rund 30’000 Franken haben die beiden jungen Männer für ihr mobiles Hotelzimmer investiert. Nicht eingerechnet ist dabei Ihre Arbeitszeit und die Zeit von Verwandten und Freunden. Das Geld benötigten die Hausbauer für Material und Arbeiten, die von externen Fachleuten ausgeführt werden mussten. Wie zum Beispiel die sanitären und elektrischen Installationen.
Das Hotelzimmer auf Rädern ist herzige 17 Quadratmeter gross. «Die Minivilla ist eigentlich gleich wie ein Tiny-House. Ein Minihaus auf Rädern, nur ohne Küche», erklärt Fabian Müller. Darauf wurde bewusst verzichtet, damit der Innenbereich geräumig bleibt. Kühlschrank, Kaffeemaschine und Wasserkocher sind aber vorhanden. Vor dem Mini-Haus gibt es eine kleine Terrasse, im Innern befindet ein geschmackvolles Wohnzimmer mit Kaminofen für kühle Abende eine luxuriöse Dusche mit WC und ein Doppelbett.
Teil des Konzepts der beiden Jungunternehmer ist es, dass das mobile Hotelzimmer an einem idyllischen Ort wie beispielsweise auf einem Bauernhof oder in den Bergen über mehrere Wochen aufgestellt werden kann und die Gäste von den Gastgebern das Frühstück serviert bekommen.
Minivilla am Forellensee ist sehr gut gebucht
Einen passenden Standort für ihr Minihotelzimmer hat Fabian Müller am Forellensee im Berneroberland bei Daniel Müller gefunden. «Das Projekt der beiden Studenten fand ich toll, und die Chemie passte zwischen uns. Das Minihotelzimmer passt perfekt zu unserem Konzept», so der Gastronom Daniel Müller.
Inmitten der Natur am Forellensee steht seit Anfang Jahr neben fünf Holziglus die stilvolle Minivilla für Übernachtungen zur Verfügung. Daniel Müller und sein Team sind für den kulinarischen Genuss der Gäste im mobilen Hotelzimmer zuständig. Das Frühstück wird in einem Korb auf der Terrasse am See serviert.
Das aussergewöhnliche Angebot kommt sehr gut an. «Von jung bis alt wird das Minihotelzimmer gern und oft gebucht», sagt Müller. Besonders bei Brautpaaren und Hochzeitsgesellschaften ist es beliebt. Auf einer kleinen Insel im See kann sogar geheiratet werden.
Offen für neue Minivilla-Projekte
Bis im November steht die Minivilla noch am Forellensee. Wo der nächste Standort sein wird, ist derzeit noch unklar. Die beiden Männer haben bis jetzt nichts verdient und arbeiten in ihren Jobs weiter. Vorerst werden sämtliche Einnahmen durch die Vermietung wieder auf das Sparkonto wandern, damit sie ihre getätigten Auslagen wieder gedeckt haben. «Unsere Pläne und Kontakte stellen wir Interessierten auf Anfrage gern zur Verfügung und würden uns über weitere Minivilla-Projekte freuen.»