Der Auswanderer teilt Einblicke in sein Familienleben in Michigan
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Schweizer Professor:Hier teilt der Auswanderer Einblicke in sein Familienleben

André Bachmann (57) aus Zürich ist auf Hawaii durchgestartet
Ruhm und Ehre für Schweizer Professor in den USA

André Bachmann aus Zürich reiste als junger Student erstmals nach Hawaii. Wo andere Strandferien geniessen, hat er seine Karriere vorangetrieben und gründete eine Familie. Der Professor fand in den USA eine neue Heimat und hat sich der Kinderkrebsforschung verschrieben.
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In einer kleinen Mietwohnung in Zürich im Milchbuckquartier ist André Bachmann in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Vom Balkon sah er den Sportplatz und konnte zu Fuss zum Training.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • André Bachmann aus Zürich macht Karriere in den USA
  • Der Schweizer hat sich der Kinderkrebsforschung verschrieben
  • Ausgezeichneter Schweizer Professor über sein Leben in den USA
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Es liegt Schnee in Grand Rapids, einer Stadt mit rund 200’000 Einwohnern, im westlichen Teil des US-Staat Michigan. Hier lebt André Bachmann (57) seit 2015 mit seiner Familie in einem grosszügigen Haus in einer sehr gepflegten Wohngegend. Kinderlachen und Kinderstimmen sind im Haus während des Gesprächs im Hintergrund zu hören, begleitet von Weihnachtsliedern. Die neugierige Katze gesellt sich zum Schweizer, der im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer am Kamin sitzt und Blick von seiner Auswanderung in die USA und seinem Leben in der neuen Heimat erzählt.

Jobangebot am Krebsforschungszentrum auf Hawaii

«Ich habe nicht geplant auszuwandern, sondern war 1995 nur als Doktorand für rund zwei Jahre an der Universität in Hawaii und kehrte für meine Doktorarbeit zurück nach Zürich», erzählt André Bachmann. 1999 bekam er am Krebsforschungszentrum auf Hawaii ein Jobangebot und hat sich ganz aus der Schweiz von seinen Eltern und seinem Bruder verabschiedet. Nicht nur die Arbeit lockte den jungen Schweizer nach Waikiki. Auch das tropisch ganzjährig warme Klima und die weissen Sandstrände auf der Pazifikinsel, sowie die lebensfrohe Art der Einheimischen passten Bachmann. Zudem hatte er sich auf Hawaii verliebt und wurde Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter. Die Beziehung zur Partnerin zerbrach früh, doch mit Tochter Nelani (27), die inzwischen selber eine Familie hat, pflegte Bachmann den Kontakt immer und war mit ihr auch immer wieder in der Schweiz zu Besuch bei seinen Eltern.

Auch seine zweite Frau Mary Jane lernte der Schweizer 2001 auf Hawaii kennen. «Mary Jane arbeitete ebenfalls in der Forschung. Da haben wir uns kennengelernt», sagt Bachmann. 2008 haben Mary Jane und André Bachmann auf Hawaii geheiratet und haben drei Kinder: Die beiden Söhne Elias (12), und Evan (10), sowie die kleine Lucille (1). «Kinderbetreuung ist in den USA auch teuer. Wir haben uns entschieden, dass Mary Jane vorläufig mit den drei Kindern zu Hause bleibt. Daneben engagiert sie sich in sozialen Institutionen und einer lokalen Kirche», erzählt Bachmann.

Kindheitstraum vom eigenen Haus auf Hawaii erfüllt

20 Jahre lebte Bachmann mit seiner Familie auf Hawaii. Zuerst in einer kleinen und günstigen Wohnung bei der berühmten Waikiki Beach in Honolulu, der Hauptstadt im US-Bundesstaat Hawaii. Später in einem eigenen Haus mit Garten. «Von einem eigenen Haus habe ich schon als Kind geträumt. In der Schweiz hätten wir uns das nicht leisten können», sagt der promovierte Wissenschafter im Bereich Krebsforschung, der als Universitätsprofessor tätig ist. Aufgewachsen ist Bachmann in einfachen Verhältnissen. In einer kleinen Mietwohnung im Zürcher Milchbuckquartier. Englisch lernte André Bachmann in einem Austauschjahr in die USA während seiner Schulzeit am Gymnasium in Zürich-Oerlikon. Typisch schweizerisch hatte die Familie Bachmann einen Schrebergarten, mit Gemüse, Früchten und Beeren. «Das hat mich geprägt. Seit wir in Michigan leben, kaufen wir oft bei Farmern ein, pflücken Beeren bei Bauern, machen Konfitüre selber oder Zopf und Früchtewähe», sagt Bachmann.

Umzug vom Tropenparadies nach Michigan

Seit 2015 lebt André Bachmann jetzt mit seiner Familie im Bundesstaat Michigan. «Mary Jane ist auf Hawaii geboren und mit acht Geschwistern aufgewachsen. Sie hatte mehr Mühe mit dem Wegzug von Hawaii als ich. Vor allem wegen ihrer Familie und dem Wetter. Schnee hatte sie auf Hawaii nie», sagt Bachmann. Inzwischen erfreue sie sich aber auch am intensiver erlebbaren Wechsel der Jahreszeiten in Michigan, wenn die Blätter sich im Herbst bunt färben oder wie jetzt Schnee fällt. Bis auf Lucille fährt die ganze Familie inzwischen Ski. «Die Preise für Tageskarten sind hier genauso teuer wie in der Schweiz, selbst wenn es nur kleine Hügel zum Skifahren sind», sagt Bachmann lachend. Im Sommer sind Bachmanns oft am Lake Michigan zum Baden. «Da hat es auch weisse Sandstrände und der Strand ist nur 40 Minuten mit dem Auto von unserem Haus entfernt.» Ferien verbringen Bachmanns aber regelmässig auf Hawaii und besuchen die grosse Familie und Verwandtschaft von Mary Jane. «Das ist immer lebendig und lustig. Da sind schnell 50 Personen bei einem Essen zusammen. Das kenne ich aus der Schweiz und meiner Familie so nicht.»

Ruhm und Ehre in den USA durch Forschungsarbeit

Wieder war es seine berufliche Tätigkeit, weshalb Bachmann mit seiner Familie 2015 von Hawaii nach Michigan umgezogen ist. Der Schweizer Professor bekam ein Angebot an der Michigan State University (MSU) College of Human Medicine und ist dort stellvertretender Leiter der Forschungsabteilung im Fachbereich Pädiatrie und Humangenetik. Vor allem für seine Forschung zum Neuroblastom, einer Krebserkrankung im Kindesalter, sowie für die Entdeckung des nach ihm benannten Bachmann-Bupp-Syndroms, einer seltenen neurologischen Entwicklungsstörung, wurde der Schweizer bekannt. Er hält zudem mehrere Patente an neu entwickelten Medikamenten, wurde mehrfach mit Preisen und Auszeichnungen geehrt. «Meine Motivation für meine Forschungsarbeit war immer, Leid so gut, als möglich zu lindern.» Mit Patienten direkt hat er kaum zu tun, aber mit den Symptomen und Krankheitsgeschichten ist er bestens vertraut. Es sei für ihn oft nicht einfach abzuschalten nach der Arbeit. «Ich möchte empathisch sein, aber Abgrenzung ist nötig, sonst geht man kaputt.»

Deutliche Unterschiede bei Bildung und öffentlichem Verkehr

Zum Abschalten ist der Heimweg mit rund 15 Minuten Autofahrt über den Highway gut. André Bachmann ist ein Familienmensch. Wenn möglich holt er seine beiden Jungs von der «Northern Hills School» direkt ab oder vom Schulbus und bringt sie morgens auch. «Es ist eine der besten Schulen hier im Forest Hills Public School District. Gute Schulen bedeuten aber auch teure Steuern. Wir bezahlen viel mehr als andere Orte, haben aber dafür sehr gute Schulen.» Gerade im Bereich Bildung sieht er deutliche Unterschiede zur Schweiz, wo gute öffentliche Schulen für alle zugänglich sind und ein Studium, wie in den USA nicht ein Vermögen kosten und Privilegierten vorbehalten sind. Auch der öffentliche Verkehr ist nicht vergleichbar. «Ohne Auto hier zu leben, ist nicht möglich», sagt Bachmann.

Rückkehr in die Schweiz nicht ausgeschlossen

Umso mehr geniesst er mit seiner Familie Zugfahrten, wenn er die Schweiz besucht. Wie beispielsweise für Skiferien in Saas Fee, Wanderausflüge in die Schweizer Berge oder Besuche bei Verwandten und Bekannten in den Ferien. Seine ganze Familie hat neben dem amerikanischen, auch den Schweizer Pass. André Bachmann hat erst seit einem Jahr auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er hat sich vor einigen Jahren auch an der Universität Zürich für eine Tätigkeit beworben und hätte sich mit seiner Familie eine Heimkehr in die Schweiz vorstellen können. Trotz Ruhm und Ehre im Ausland wurde er in der Schweiz nicht berücksichtigt. «Das kann verschiedene Gründe haben. Solange ich noch arbeite, werde ich aber wohl nicht in die Schweiz zurückkehren», sagt er. Denkbar wäre für ihn und seine Familie, dass, falls die Kinder studieren, Bachmanns in der Schweiz, neben den USA einen Zweitwohnsitz haben. «Meine Familie fühlte sich immer wohl in der Schweiz und ich habe meine Identität nie aufgegeben.» Im Gegenteil: Bachmann vermittelt seiner Familie auch in den USA, Schweizer Traditionen, besucht 1. August-Feiern von Schweizer Vereinen oder Orte, wo ausgewanderte Schweizer wie er, seit Generationen leben. «Ich wäre gern Honorarkonsul hier im Staat Michigan. Das bringt kein Geld. Das ist ein Ehrenamt. Mein Haus würde ich als Schweizer Repräsentant dafür gern zur Verfügung stellen.» Platz für Gäste und offizielle Anlässe hätte der Schweizer genug - und einen gut gefüllten Weinkeller mit edlen Tropfen ebenfalls.

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