Trudi Lauber (86) über die vielen Spenden
1:20
Inserat geht viral:Trudi Lauber (86) über die vielen Spenden

Trudi Lauber (86) erhält Wolle aus der ganzen Schweiz
Dieses strickende Grosi erobert alle Herzen

In einer Regionalzeitung hat Trudi Lauber (86) aus Bülach ZH ein kleines Zeitungsinserat geschaltet. Sie hätte nie damit gerechnet, damit so viel auszulösen.
Publiziert: 30.08.2019 um 18:59 Uhr
|
Aktualisiert: 30.08.2019 um 20:53 Uhr
1/10
BLICK-Leserin Trudi Lauber aus Bülach hat nicht mit so vielen Spenden gerechnet.
Foto: Thomas Meier
Corine Turrini Flury

«Ich ertrinke fast in der Wolle und es kommt immer noch mehr. Ich kann das gar nicht mehr stoppen», sagt Trudi Lauber. Aus der ganzen Schweiz und selbst von ennet der Grenze erhält die 86-Jährige seit einigen Tagen Post und unzählige Anrufe. In einem Zimmer in der Alterswohnung sind sämtliche Säcke und Päckli mit unzähligen Wollknäuel vorläufig eingelagert. «Ich möchte mich gern bei allen Spendern bedanken, aber weil ich nicht alle Adressen habe, kann ich das gar nicht.»

In der Regionalzeitung «Zürcher Unterländer» hat die Seniorin vor etwas mehr als einer Woche ein kleines Inserat geschaltet. Sie war auf der Suche nach kostenloser Wolle um Kindermützen zu stricken, für Kinder in der Schweiz und im Ausland. Schnell fand das Inserat den Weg ins Internet und wurde auf Facebook und Twitter fleissig geteilt. Damit hat Trudi Lauber nicht gerechnet.

Bis Freitagmittag wurden schon 15 Säcke ins Alterszentrum Grampen in Bülach ZH ausgeliefert, wo die leidenschaftliche Strickerin mit Ehemann Herbert seit über dreizehn Jahren wohnt. «Wenn es an unserer Haustüre klingelt, habe ich schon fast Angst, dass noch mehr Wolle gebracht wird und immer wieder kommen per Telefon weitere Anfragen», so die Rentnerin. 

Traum von Schneiderlehre früh geplatzt 

«Schon als Mädchen habe ich sehr gern gestrickt, aber ich hatte kaum Zeit dafür und konnte auch meine geplante Lehre als Schneiderin nicht machen.» Stattdessen musste sie auf dem elterlichen Bauernhof und der Gärtnerei mithelfen. Am freien Sonntag erlaubte die Mutter ihr das Stricken nicht, weil sich das damals nicht gehörte. «Jetzt habe ich viel Zeit zum Stricken und hole das alles nach», sagt die zweifache Grossmutter lachend.

Seit einer missratenen Operation ist die lebensfrohe Rentnerin gehbehindert und vorwiegend an die Wohnung gebunden. So kann sie ihrer Strickleidenschaft ausgiebig nachgehen. «Ich habe schon 200 Kindermützen gestrickt. Manchmal vergiesse ich dabei auch ein paar Tränen, vor allem aus Freude, dass ich jetzt doch noch stricken kann.» 

Für ihre Enkel habe sie früher schon Wollmützen gestrickt und für den einen ihrer beiden Söhne stricke sie auch jetzt manchmal noch Kniestrümpfe im Winter. Vielmehr hat die Grossmutter Flickarbeiten bei den Kleidern ihrer Enkelkinder und Söhne vorgenommen. «Wollsachen sind eben nicht mehr so beliebt. Es ist bei uns zu warm dafür», so Trudi Lauber.

Mützen werden verschenkt 

Beliebt sind Baby- und Kindermützen aber beispielsweise bei der Terz-Stiftung, welche ein generationsübergreifende Aktion lancierte und per Inserat strickbegeisterte Bewohnerinnen und Bewohner von Altersheimen suchte und die Kinderwollmützen für wohltätige Zwecke weitergeben hat.

Eine dieser Strickerinnen war die Bülacherin Trudi Lauber. «Ich habe das Inserat im letzten September in der Glücks-Post gesehen und mich gemeldet. So hat alles angefangen», sagt die BLICK-Leserin. Die Wolle wurde ihr zur Verfügung gestellt und zugeschickt. Das dauerte der Bülacherin aber manchmal zu lang und sie kaufte selber Wolle und verschenkte fortlaufend Kindermützen an die Berghilfe oder andere Organisationen, die sich für Benachteiligte engagieren. «Wolle geht aber mit der Zeit ins Geld. Darum habe ich das Inserat aufgegeben und nach kostenloser Wolle gesucht.»

Die Mützen zu verkaufen und Geld zu verdienen, war für die alte Frau nie eine Option. «Wer eine solche Mütze für sein Kind benötigt, hat meistens selber wenig Geld. Unsere Kinder haben es gut gehabt, darum gebe ich gern etwas an andere weiter, denen es nicht so gut geht», sagt Lauber.

Momentan strickt sie für eine andere wohltätige Aktion. An Weihnachten sollen 100 Mützen an kleine und grössere Kinder in Moldawien abgegeben werden. 50 Stück hat Trudi Lauber schon fertig. «Wenn ich dran bleiben kann, dann schaff ich eine Mütze pro Tag. Manchmal brauche ich aber fast eine Woche.» Vorläufig kommt die Grossmutter aber etwas weniger zum Stricken. Sie ist momentan mit dem Sortieren und aufwickeln der gespendeten Wollknäuel beschäftigt. «Fortgeschmissen wird keine Wolle. Was ich für die Kindermützen nicht brauchen kann, gebe ich der Strickgruppe hier im Alterszentrum.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?