Die Adventszeit fühlt sich nirgends so zauberhaft kitschig an wie in Wien. Nicht weniger als 21 Weihnachtsmärkte sind in der Stadt verteilt und jeder hat seinen Charme. Das Geheimnis der österreichischen Hauptstadt liegt in der Mischung aus modernem Leben, Geschichte, Kultur und Nostalgie. So arbeitet etwa der Bürgermeister der Millionen-Metropole in einem neugotischen Märchenschloss – die Wiener sind stolz auf ihren «Buckingham Palace».
Während der Adventszeit wird der Rathaus-Park zum Christkindl-Wunderland. Sobald am späteren Nachmittag die Lichter angehen, erstrahlt der Hüttenzauber in vollem Glanz. Auch wer nicht mehr ans Christkind glaubt, pilgert zum Wolkenpostamt und gibt seine Wünsche auf. Nur die Öffnungszeiten sind irdisch: werktags ab 15 Uhr, am Wochenende ab 11 Uhr. Am Christkindlmarkt verwandeln sich unnütze Dinge, die an den «Standl» verkauft werden, zu begehrlichen Träumen: etwa Tannenbäumchen in Schneekugeln, Lebkuchenherzen mit der Aufschrift «Zuckergoscherl» oder skurrile Christbaumkugeln.
Trotz zweier Becher dampfender Orangenpunsch im Bauch pfeift der eisige Wind immer noch um die Ohren. Beim Christkindlmarkt führt die Wiener Prachtstrasse mit dem schlichten Namen Ring vorbei, die nächstes Jahr den 150. Geburtstag feiert. Am Ring stehen viele historische Bauten, etwa das Burgtheater, das Kulturhistorische Museum oder das Tor zum Heldenplatz, der zur Hofburg führt. Vor der Hofburg am Michaelerplatz verzaubert ein Adventsmarkt «in Weiss und Gülden», der K.-u.-k.-Weihnachtsmarkt. Die Pferdchen der Fiaker tragen rote Umhänge, als wären sie Rudolph, das berühmte Rentier mit roter Nase. Über diesen Michaelerplatz schritt einst Kaiserin Sissi. Zudem ist der Hof-Zuckerbäcker Demel in zwei Minuten erreichbar. Die Bäcker haben Hochbetrieb: das Weihnachtsgebäck «Vanillekipferl» essen Wiener nur ofenfrisch. Und nach dem Geburtstag des Christkindls am 24. Dezember denken die Wiener an das nächste Fest: Zu Silvester ist die Stadt eine einzige Party-Meile.