Unterwegs in Uruguay

Weit weg und doch so nah

Uruguay war einst ein reiches Land. Noch heute wird es als die «Schweiz Südamerikas» bezeichnet, obwohl die Nation ihre Glanzzeiten längst hinter sich hat. In der Hauptstadt Montevideo verfallen die grossartigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert und verleihen der Stadt die einzigartig melancholische Seele.

Der Plaza Independencia ist der Kern von Montevideo. Ich bewundere den auffälligen Palacio Salvo, der 1928 erbaut wurde und einst das höchste Gebäude Südamerikas war. Auch das Fussball-Stadion Centenario ist einen Besuch wert. Hier gewann die uruguayanische Nationalmannschaft 1930 die erste WM.

Zur Erholung fahre ich mit dem Velo die vielleicht längste Strandpromenade der Welt entlang. Ich komme an idyllischen Parks und Fussballfeldern vorbei und nach einigen Kilometern sehe ich die wunderschöne Skyline der Stadt.

Meine Reise geht mit dem Bus weiter Richtung Westen zum Dorf Nueva Helvecia. Es wurde 1862 von Schweizer Auswanderern gegründet. Überall zieren Schweizer Kantonswappen die Gassen. Die Strassen heissen ganz heimisch «Frau Vögeli» oder «Wilhelm Tell».

Der schönste Fleck von Uruguay ist das Städtchen Colonia del Sacramento, 177 Kilometer von Montevideo entfernt. Ich spaziere über holprige Strassen aus Kopfsteinpflaster, an alten farbigen Häusern vorbei und geniesse die beschauliche Atmosphäre.

Schliesslich miete ich ein Auto und fahre nordwärts am Fluss Uruguay entlang Richtung Paysandú. Die Region ist arm. Die Strassen sind derart schlecht ausgeschildert, dass ich mich ständig verfahre. Die beschwerliche Reise lohnt sich aber trotzdem: Hier gibt es den besten Mate-Tee und die besten Parrillas (Grill-Restaurants) des Landes. Viele Einheimische sind überzeugt, dass das Fleisch in Uruguay noch besser schmeckt als in Argentinien.

Uruguay ist ein Land der Extreme: Im urbanen Monte­video sehe ich Pferdekutschen und im Wilden Westen Gauchos in traditioneller Kleidung, die mit dem neusten Handy telefonieren. Es sind vor allem die Menschen, die Uruguay so liebenswert machen.