Darum gehts
- Reisejournalist teilt eindrucksvolle Erlebnisse von Kilimandscharo bis Antarktis
- Abenteuer reichen von Jurten-Übernachtung in der Mongolei bis Grizzly-Begegnung in Kanada
- Wild Atlantic Way in Irland führt über 2500 Kilometer entlang der Westküste
Kilimandscharo – speiübel auf dem Dach Afrikas
Mir war schlecht – stundenlang. Beinahe hätte ich auf den höchsten Berg Afrikas «gekübelt». Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er in einem Schraubstock eingespannt – knapp 6000 Meter sind eine echte Herausforderung für den Körper. Und doch war die Besteigung des Kilimandscharo eines der bewegendsten Erlebnisse meines Reisejournalistenlebens. Auf 5800 Metern zu stehen und zu sehen, wie die Sonne über der afrikanischen Weite aufgeht: Gänsehaut. Und ja, mir liefen Tränen der Rührung über die staubigen Wangen.
Nicht nur die Gipfelbesteigung, auch die sechs Tage der Akklimatisation an der Flanke des Kilimandscharo waren magisch. Wir durchquerten karge, schwarze Mondlandschaften und Regionen mit eigenartiger Vegetation – Bäume, die aussahen wie Kakteen. Nachts, wenn der Frost sich auf die Zelte legte, funkelten tief unter uns die Lichter der Dörfer. Wow.
Tipp: Die Besteigung des Kilimandscharo ist überraschend erschwinglich. Bei lokalen Anbietern starten die Preise bei etwa 1800 Franken.
Mongolei – mitten im Nichts
Pressereisen finden meist in der Nebensaison statt – mit leerstehenden Hotels und reduzierter Infrastruktur. Genau das war mein Glück in der Mongolei. Da alle touristischen Jurten-Camps bereits geschlossen waren, brachte mich die Marketingverantwortliche privat bei einem Viehzüchter unter – in einer Jurte mitten in der endlosen Weite der mongolischen Hochebene. Ich erlebte das ungeschminkte, reale Leben der Halbnomaden, inklusive der Schlachtung eines Schafes, dessen Eingeweide ich probierte – die Hälften wurden neben meinem Bett aufgehängt. Vor den zwei Jurten der Familie sprangen Schafe, Kaschmirziegen, Yaks und Pferde herum – ohne Zaun oder Absperrung. Nachts spannte sich ein Sternenhimmel über den Horizont, wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte. Unvergesslich!
Tipp: Ulan Bator liegt an einer Variante der Transsibirischen Eisenbahn. Sollte sich die politische Lage entspannen, wäre eine Anreise per Zug via Berlin und Moskau ein echtes Once-in-a-Lifetime-Erlebnis.
Irland – der schönste Roadtrip
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, schrieb Hermann Hesse. Vielleicht deshalb sind meine Erinnerungen an die Anfangszeit als Reisejournalist mit einem rosa Filter überzogen. Und doch: Kein Roadtrip hatte je wieder diesen Zauber wie meine Tour entlang des Wild Atlantic Way – meine zweite Pressereise überhaupt. Ich war in einem VW-Bully-Oldtimer aus meinem Geburtsjahr unterwegs und fühlte mich wie ein Hippie der Flower-Power-Zeit. Ich campierte auf dem Parkplatz der berühmten Klippen von Moher, die ich bei Sonnenuntergang und -aufgang fast für mich allein hatte, wanderte durch die karge Burren-Landschaft, in der J.R.R. Tolkien Inspiration für «Herr der Ringe» fand, und streifte durch die Moore von Connemara. Und natürlich sass ich abends in einem Pub bei einem Ale und irischer Musik.
Tipp: Der Wild Atlantic Way führt über 2500 Kilometer entlang der gesamten Westküste Irlands und gilt als einer der schönsten Küsten-Roadtrips der Welt.
Antarktis – nicht von dieser Welt
Weisse Flecken gibt es auf der Landkarte kaum noch – aber Orte, an denen man sich wie ein Forschungsreisender fühlt, schon. So einer ist die Antarktis, die ich auf einer Expeditionskreuzfahrt erleben durfte. Erstes Highlight: die Anlandung auf Kap Horn, jener legendären Insel, wo einst so viele Schiffe untergingen. Dann die Überfahrt über die berüchtigte Drake-Passage, wo einige der stärksten Winde und Wellen der Weltmeere auftreten – der Wellengang wiegte mich sanft in den Schlaf.
Nach zwei Tagen auf See lag sie plötzlich vor uns: die antarktische Halbinsel. Fröhlich watschelnde Pinguine begrüssten uns. Unser Schiff wurde regelmässig von Buckelwalen und Orcas umrundet. Und im milchigen Licht des Südsommers schwebten Eisberge wie von Geisterhand an meinem Bullauge vorbei. Wenn ich es nicht besser wüsste – ich würde sagen: nicht von dieser Welt.
Tipp: Eine Reise in die Antarktis ist nicht günstig. Die Preise starten bei etwa 10'000 Franken – aber wer es sich leisten kann, wird mit einem Erlebnis belohnt, das es so nirgendwo sonst auf der Welt gibt.
Mit dem Zug nach Istanbul
Ich liebe das Zugfahren – besonders in klapprigen Vintage-Zügen, deren gleichmässiges Klackern eine geradezu hypnotische Wirkung verströmt. Leider geht diese Sinnlichkeit bei modernen Hochgeschwindigkeitszügen verloren. Zu meinen intensivsten Zugerlebnissen gehört eine eher spontane Reise von Zürich bis nach Istanbul – auf den Spuren des legendären Orientexpresses. Nur war ich in regulären Zügen unterwegs.
Die Route führte über Venedig, Ljubljana, Zagreb, Belgrad und Sofia nach Istanbul – insgesamt war ich eine Woche unterwegs. Meist fuhren die Anschlüsse erst am Folgetag – ideal fürs Sightseeing. Ich erlebte Bahnromantik pur: Waggons aus längst vergangenen Zeiten, Bordküchen, in denen frisch gekocht wurde. Einmal durfte ich – dank etwas Bestechungsgeld – sogar ein Stück in der Lok mitfahren. Während der langen Fahrten lernte ich neue Freunde kennen, wurde zu Schnaps und deftiger Wurst eingeladen und musste gar für Selfies posieren. Eine grossartige Reise!
Tipp: Wer mehr Zeit hat, sollte zehn Tage bis zwei Wochen für die Strecke einplanen – so bleibt genügend Zeit fürs Entdecken.
Japan – Demut in der Fremde
In Japan wurde ich bescheiden. Ich war als Kind schon viel gereist, hatte Jahre in Afrika verbracht – durch die Arbeit meines Vaters in der Entwicklungshilfe. Ich hielt mich für einen erfahrenen Weltenbummler. Dann landete ich in Tokio – und fiel gehörig auf die «Gosch».
Die U-Bahn war nur teilweise auf Englisch ausgeschildert, und ich fand mich in einer Kultur wieder, deren Feinheiten mir völlig fremd waren. Selbst einfache Dinge funktionierten anders: In einem Ramen-Restaurant wartete ich vergeblich auf Bedienung. Was hatte ich falsch gemacht? In Japan zieht man ein Ticket am Automaten – ohne Ticket kein Essen. Ich fühlte mich, als wäre ich noch nie verreist. Eine sehr lehrreiche Erfahrung.
Kanada – Grizzlys und Gänsehaut
Ein Roadtrip durch British Columbia ist ein unglaublich cooles Erlebnis. Im gemieteten Jeep ging es tagelang durch diese wilde, ungezähmte Landschaft im Westen Kanadas. Je weiter ich fuhr, desto kleiner fühlte ich mich angesichts dieser Naturgewalt. Ganze Regionen wirken hier noch völlig unberührt – als wäre der Mensch nur ein gelegentlicher Gast.
Ich war auf der Suche nach Grizzlybären. In Bella Coola, einem abgelegenen Tal, traf ich an einem Flusslauf auf ein paar Naturfotografen, die hier tatsächlich schon Grizzlys gesichtet hatten. Also warteten wir.
Stille. Nur das Plätschern des Wassers und das gelegentliche Klicken der Kameras. Und dann: Gänsehautmoment. Ein Grizzly marschierte in aller Ruhe am Flussufer entlang – keine zehn Meter von uns entfernt. Majestätisch, kraftvoll, völlig gelassen. Ich blieb so lange, dass ich keine Unterkunft mehr fand. Also klappte ich die Rücksitze meines Jeeps um und schlief im Kofferraum – mit steifem Rücken, aber einem seligen Grinsen im Gesicht.
Tipp: Die Region um Bella Coola ist ein Geheimtipp für Tierfreunde. Im Herbst stehen die Chancen besonders gut, Grizzlys beim Lachsfang zu beobachten.