Mauritius, Serengeti und Co.
Die grössten Enttäuschungen eines Reisejournalisten

Reiseredaktor Christian Bauer hat über 70 Länder bereist. Und obwohl er auch in den schmuddeligsten Ecken noch Schönes und Interessantes entdecken kann, gab es über die Jahre einige Reisen, die enttäuschend verliefen. Eine Auswahl.
Publiziert: 12:20 Uhr
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Meine erste Pressereise ging nach Mauritius. Ich war aufgeregt – aber schlussendlich fand ich die Insel langweilig.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Ein Reisejournalist teilt enttäuschende Erfahrungen von beliebten Reisezielen weltweit
  • Mauritius, Hongkong und Südafrika sind unter den überraschend langweiligen Destinationen
  • Serengeti-Safari: Trotz riesiger Fläche von über 41'000 km² kaum Tiere gesichtet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Christian Bauer

Mauritius – Langeweile im Paradies

Meine erste offizielle Pressereise führte mich nach Mauritius – mit Luxushotels, eigenem Fahrer und einem vollen Erlebnisprogramm. Ich war voller Vorfreude. Bis dahin kannte ich die Insel nur aus Werbeprospekten, die sie als Paradies auf Erden priesen. Vielleicht war es genau diese Erwartungshaltung, die zur Enttäuschung führte. Mittlerweile war ich insgesamt dreimal auf der Insel – und finde sie immer noch langweilig. Alles ist irgendwie ganz nett: die Hauptstadt, die Landschaft, das Essen, die Strände. Aber mehr auch nicht.

Tipp: Wer Ferien auf einer Insel im Indischen Ozean verbringen möchte, der sollte nach Sri Lanka fahren. Sie bietet nicht nur Top-Strände, sondern auch eine farbenfrohe Kultur und abwechslungsreiche Landschaft.

Hongkong – verloren in den Hochhausschluchten

Während einer zweiwöchigen Chinarundreise kam ich auch in Hongkong vorbei. Freunde und Bekannte hatten mir nur vorgeschwärmt – also bereitete ich mich gut vor. Ich wusste, was es zu sehen gab, hatte mich über die Kolonialgeschichte informiert und wusste, dass Bruce Lee hier aufgewachsen war. Und trotzdem: Ich langweilte mich. Zwei Tage lang. Das Zentrum besteht gefühlt nur aus Shoppingmalls, verbunden mit Brücken und Rolltreppen. Und ehrlich: Dafür muss ich nicht um die halbe Welt reisen, um die gleichen H&M-, Boss- und North-Face-Geschäfte zu sehen. Der Verkehr ist chaotisch, und zwischen den bleistiftdünnen Wolkenkratzern fühlt man sich verloren. Hochhausfluchten können eindrücklich sein – etwa in New York. In Hongkong erinnerten sie mich an die dystopische Welt der Blade-Runner-Filme. Immerhin: Das Essen war grandios.

Tipp: Eine aufregendere asiatische Supermetropole? Bangkok – mein All-Time-Favourit in der Region.

Noch ein Gedanke zu China: Auch der Besuch der Chinesischen Mauer war enttäuschend – jedenfalls an dem Abschnitt, an dem ich war. Ein Paradebeispiel dafür, wie man ein historisches Monument maximal kommerzialisieren kann.

Südafrika – zu europäisch für meinen Geschmack

Für die folgende Einschätzung riskiere ich wohl einen Shitstorm: Südafrika hat mich enttäuscht. Zugegeben – ich kenne nur die Region um Kapstadt und die Küste entlang der Garden Route. Natürlich: Kapstadt hat ein schönes Flair, die Küste ist wildromantisch, das Kap der Guten Hoffnung beeindruckend und der Wein vorzüglich. Die Vegetation, das Licht, das Lebensgefühl – all das erinnert stark ans Mittelmeer. Und genau hier liegt mein Problem: Wäre diese Region in Südeuropa, wäre ich begeistert – wie viele andere auch. Aber wenn ich nach Afrika reise, will ich eine andere Kultur, eine neue Sicht aufs Leben, eine mir fremde Mentalität erleben. Das Südafrika, in dem man sich als Tourist hauptsächlich bewegt, ist mir zu stark westlich geprägt.

Wohin stattdessen? Tansania, wo ich nicht nur die Big 5 erleben, sondern auch in eine mir unbekannte Kultur eintauchen kann.

Albanien – Strände zum Vergessen

Albanien wird seit Jahren als Beach-Geheimtipp Europas gehandelt. Ich verstehe nicht, warum. Das Land selbst ist faszinierend: beeindruckende Kulturschätze, ein wildromantisches Hinterland, spannende sozialistische Vergangenheit und gastfreundliche Menschen. Aber die Strände? Eine Katastrophe. Bauwut hat einst schöne Dörfer verschandelt. Die Küsten sind überfüllt, der Müll türmt sich.

Mein Tipp: Albanien unbedingt besuchen – aber für Badeferien besser gleich weiter nach Griechenland fahren.

Serengeti – grosses Nichts statt grosse Migration

Das Ökosystem der Serengeti zwischen Tansania und Kenia gilt als eines der Naturwunder der Welt. Millionen Tiere ziehen in einem jährlichen Rhythmus durch die Savanne – gefolgt von Löwen, Hyänen und Leoparden. Diese Bilder der grossen Migration hatte ich dank unzähliger Reportagen im Kopf. Und ich dachte: Sobald wir durchs Eingangstor fahren, sehe ich sie – Gnus, Giraffen, Action! Doch ich sah fast nichts. Tagelang. Selbst beim Heissluftballonflug kaum Tiere. Das Problem? Die Serengeti ist riesig – grösser als die Schweiz. Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Entsprechend enttäuscht verliess ich den Park. Die Serengeti ist ein Muss – aber nur, wenn man genau weiss, wo die Tiere gerade sind.

Tipp: Eindrückliche Tiererlebnisse findet man ausserdem im Tarangire-Nationalpark, der etwas weiter südlich liegt. Mein Favorit!

Der Death-Valley-Nationalpark

Noch so ein Ort, von dem ich mich frage, warum ich extra den Umweg gefahren bin: Das Death Valley hat wenig Eindruck auf mich gemacht. Klar, bei meinem Besuch war es weit über 40 Grad heiss (das ist wirklich eine Herausforderung), aber die Landschaft ist keineswegs spektakulär. Man findet ähnliche und – meiner Meinung nach – schönere Wüstenlandschaften zuhauf im Südwesten der USA. Interessant waren für mich insbesondere die Dutzende Hinweisschilder, man solle genügend trinken (sollte das nicht klar sein?). Sie verraten viel über die amerikanische Kultur.

Tipp: Viel eindrücklicher finde ich den Joshua-Tree-Nationalpark etwas weiter südlich.

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