Unterwegs in Merry Old England
Die besten Tipps für ein Weekend in London

Reiseredaktor Christian Bauer studierte einst in London. Lange ists her – doch seit jener Zeit schlägt sein Herz für die englische Hauptstadt. Hier verrät er seine besten Tipps, wie man an einem Wochenende das besondere «Feeling» dieser vibrierenden Metropole einfängt.
Publiziert: 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 12:59 Uhr
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Nach der Ankunft im London City Airport gehts durch die Docklands – Londons innovatives Stadtentwicklungsprojekt.
Foto: London & Partners/Peter Cohen

Darum gehts

  • London-Reiseführer: Sehenswürdigkeiten, Shopping und Kulinarik für ein Wochenende
  • Highlights: Tower of London, Borough Market, West End Theater
  • 4,5 km lange Stadtwanderung entlang der Themse mit berühmten Wahrzeichen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian BauerReise-Journalist

Freitag Nachmittag

Ankommen am London City Airport – vom Hafenviertel zum Tower

Ankunft am London City Airport – alle anderen Flughäfen (Heathrow, Gatwick, Stansted) liegen für einen Kurztrip schlicht zu weit draussen. Doch der City-Flughafen hat einen unschlagbaren Vorteil: Mit der Docklands Light Railway (DLR) fährt man mitten hinein in eines der spannendsten Stadtentwicklungsprojekte der letzten Jahrzehnte: die alten Docklands. Wo einst Handelsschiffe voller exotischer Gewürze, schimmernder Stoffe und neuer Ideen aus den fernen englischen Kolonien anlegten, wachsen heute elegante Bürogebäude und exklusive Wohnanlagen in den Himmel. Die Hochhausschluchten, durch die die DLR gleitet, erinnern an einen urbanen Canyon.

Tipp: An der Station West India Quay aussteigen und das Museum of London Docklands besuchen. In einem ehemaligen Rum-Lagerhaus erzählt das Museum packend von Sklavenhandel, Piraten und der kolonialen Vergangenheit.

Weiter zur Endstation der DLR, dem Tower Gateway, mit Blick auf das Wahrzeichen der Stadt: den Tower of London – Palast, Gefängnis und Hinrichtungsstätte und seit über 900 Jahren Tresor der Kronjuwelen.

DLR: West India Quay oder Tower Gateway 

Freitag Abend

Jack the Ripper und ein Pint im Pub

Vom Tower spazieren wir Richtung Whitechapel – einst Armenviertel und Industriegebiet, heute Heimat junger Kreativer. Und Ort düsterer Geheimnisse. Hier trieb im Jahr 1888 der Massenmörder Jack the Ripper sein Unwesen. Auf der Jack the Ripper Tour führen Guides, teilweise in viktorianischem Outfit, zu den Originalschauplätzen der mysteriösen Mordserie. Gruselig!

Nach dem Gruseln ist es Zeit für ein Pint: Im The Ten Bells Pub, wo zwei der Opfer des Rippers regelmässig zu Gast waren, gibt es Ale und deftiges Barfood.

Metro: Aldgate East (District & Hammersmith & City Line) 

Samstag Vormittag

Vom Big Ben bis zur Tower Bridge – London entlang der Themse

Wir verschmähen das Hotelfrühstück und suchen ein «Greasy Spoon», einen «fettigen Löffel». So werden Cafés bezeichnet, in denen man ein Full English Breakfast bekommt – eine Kalorienbombe mit Ei, Speck, Bohnen, Wurst und Kartoffeln.

Mein Tipp: das Regency Café im Stadtteil Westminster.

Die kräftige Grundlage ist nötig, denn heute wartet eine knapp viereinhalb Kilometer lange Stadtwanderung: Entlang der South Bank führt der Weg an der Themse von der Westminster Bridge bis zur Tower Bridge, vorbei an den berühmtesten Wahrzeichen der Stadt.

Idealerweise starten wir die Tour zur vollen Stunde, wenn die berühmte Melodie des Big Ben ertönt.

Wir schlendern am London Eye vorbei (meiner Meinung nach überteuert – wer den Ausblick trotzdem erleben möchte, sollte online ein Ticket reservieren), an der Royal Festival Hall und dem National Theatre, bis wir Gabriel’s Wharf erreichen – ein idyllischer Ort voller Boutiquen, Ateliers und Cafés.

Nächster Stopp: das Museum Tate Modern für moderne und zeitgenössische Kunst in einem ehemaligen Kraftwerk mit Werken von Salvador Dalí, Henri Matisse und Andy Warhol – auch die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist ist zwischen den grossen internationalen Namen vertreten. Der Eintritt zur allgemeinen Schau ist frei, Sonderausstellungen kosten Eintritt (beispielsweise eine Ausstellung mit Werken von Pablo Picasso, die noch bis April 2026 läuft).

Nicht verpassen: den Ausblick auf die Skyline Londons von der Aussichtsplattform.

Gleich neben der Tate befindet sich das Shakespeare’s Globe Theatre – eine originalgetreue Rekonstruktion des Theaters aus dem 16. Jahrhundert von William Shakespeare, wo Werke wie König Lear, Othello und Macbeth uraufgeführt wurden. Eine Besichtigung lohnt sich nicht nur für Theater- und Shakespearefans.

Mittlerweile meldet sich der Hunger. Bester Spot fürs Zmittag ist der legendäre Borough Market. Seit dem 13. Jahrhundert wird hier gehandelt – heute geniesst man an den vielen Ständen britische Leckereien und Gerichte aus aller Welt.

Vorbei an der HMS Belfast, einem Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, das heute als Museum dient, erheben sich schon bald die zwei Türme der berühmten Tower Bridge. Der Sightseeingbummel endet im Tower beim Bewundern der englischen Kronjuwelen – und der stattlichen sechs Kolkraben, die aufgrund gestutzter Flügel permanent im Tower leben. Denn die Legende sagt: Verlässt der letzte Rabe den Tower, fällt Grossbritannien.

Metro: Westminster (Circle, District, Jubilee Line) 

Samstag Nachmittag

Shopping, Streetlife und ein Hauch von Swinging London

Nach so viel Kultur und Geschichte frönen wir nun (endlich) den Konsum-Genüssen des Lebens: Shopping – und streuen doch noch etwas Kulturgeschichte ein.

Erster Halt: Covent Garden. Einst war die eiserne Halle ein Obst- und Gemüsemarkt, heute findet sich hier eine elegante Mischung aus Boutiquen, Cafés und Restaurants.

Danach weiter zur Carnaby Street, einem der Geburtsorte der «Swinging Sixties», der Mode- und Kulturrevolution der 60er-Jahre. Hier kam man einst für flippige Mode, Drogen und die neuesten Platten von angesagten Bands wie den Beatles oder den Rolling Stones. Heute entdeckt man kleine Labels nachhaltiger Designer.

Wer es klassischer mag, bummelt durch die benachbarte Regent Street mit ihren prachtvollen Shops oder durch das Liberty London, eines der legendären Kaufhäuser Londons im Tudor-Stil.

Tipp: Für alle, die es bunt, laut und ein wenig verrückt mögen, führt kein Weg am Camden Market vorbei. Hier mischen sich Food-Stände, Plattenläden und alternative Mode zu einem bunten Londoner Mikrokosmos.

Metro: Covent Garden (Piccadilly Line) oder Oxford Circus (Central, Bakerloo, Victoria Line), Camden Town (Northern Line) 

Samstag Abend

Chinatown, West End und Cocktails mit Geschichte

Britische Küche hat einen zweifelhaften Ruf – vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Doch London wäre nicht London, wenn man hier nicht Geschmacksreisen um die ganze Welt unternehmen könnte. Besonders authentisch sind die vielen indischen und chinesischen Restaurants, die ihre Gerichte nicht an den westlichen Geschmack angepasst haben – so wie im Dumplings Legend in Chinatown. Deren Xiaolongbao, mit Brühe gefüllte Dumplings, lassen im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Alternative: Din Tai Fung im Covent Garden, die sich ganz der Kunst der Soup Dumplings verschrieben hat.

Nach dem Essen wird’s theatralisch: In London wurde das moderne Theater geboren – William Shakespeare sei Dank. Und noch heute gilt das Londoner West End als Theater- und Musical-Hauptstadt der Welt. Klassiker wie Les Misérables, The Phantom of the Opera oder Mamma Mia! werden hier seit Jahrzehnten gegeben. Doch in den 39 Theatern des West End (in ganz London sind es etwa 300) stehen in jeder Saison neue Musicals und Theaterstücke auf dem Programm – oft auch mit prominenten Schauspielern.

Einen Überblick findet man unter: timeout.com 

Zum Ausklang: ein Drink in der legendären American Bar im Savoy Hotel aus dem Jahr 1893 – Londons älteste Cocktailbar. Zwischen Jazzklängen und Art-Déco-Glanz fühlt man sich wie in einem alten Schwarz-Weiss-Film.

Metro: Leicester Square (Piccadilly, Northern Line) 

Sonntag Vormittag

Blumen, Brunch und ein Abschied über den Dächern

Nach zwei intensiven Tagen darf es gemütlich losgehen: English Breakfast im Dishoom Shoreditch, wo indische und britische Kulinariktraditionen harmonisch miteinander verschmelzen.

Nur ein paar Strassen weiter liegt der Columbia Road Flower Market – jeden Sonntag verwandelt sich die Strasse in ein Meer aus Farben und Düften, dazu gibt es Jazzklänge von Strassemusikern – herrlich für einen romantischen Bummel!

Tipp: Die kleinen Läden entlang der Columbia Road bieten Vintage-Möbel, Pflanzen und Keramik – ideal für ein letztes Souvenir.

Zum Abschluss (und auf dem Weg zurück zum Flughafen London City) geht es zum Greenwich Park. Vom Hügel vor dem Royal Observatory blickt man hinunter auf die alten Docks und die glitzernde Skyline von Canary Wharf. Hier verläuft der berühmte Nullmeridian, der die Weltzeit definiert. Beim letzten Blick auf die Themse bekommt man eine Ahnung, warum London einst das Zentrum der Welt war.

Goodbye, London – see you soon. 

DLR: Cutty Sark for Maritime Greenwich 

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