Glarus hat genau drei Sehenswürdigkeiten. Das jedenfalls behauptet die freundliche Dame bei der Touristeninformation: die Stadtkirche, das Kunsthaus und die Burgkapelle. «Sie können auch noch ins Rathaus schauen. Der Treppenaufgang ist sehr schön», schiebt sie hinterher. Also vier. Das gilt allerdings nur für den März. Ab April sind es fünf, dann öffnet das Anna Göldi Museum wieder. Weil man den historischen Hänggiturm nicht heizen kann, ist das Museum im Winter verrammelt. Überhaupt sollte man am Ortseingang das Schild «Über Mittag geschlossen» annageln: Von 12 bis 14 Uhr hat hier alles zu. In einer Kantonshauptstadt! Das liegt vielleicht daran, dass Glarus in Wirklichkeit ein Dorf ist (man wirbt hier gar mit dem Slogan «Kleinste Kantonshauptstadt der Schweiz»).
In Glarus gibt es stattliche Bauten zu bewundern
Und doch will man im Glarnerland mit den Grossen mithalten. Inmitten der meist dreistöckigen Häuser mit ihren kleinen Gärtchen thronen ein paar Bauten von fast monströsem Selbstbewusstsein: die Stadtkirche, die eine Kathedrale sein könnte, das Rathaus, das sich wie ein griechischer Tempel kleidet, oder der Bahnhof in Form einer Trutzburg.
Der Grund dafür: 1861 ereignete sich in Glarus eine der grössten Brandkatastrophen der Schweiz, die zwei Drittel der Stadt zerstörte. Beim Wiederaufbau wollte man klotzen statt kleckern – und pflanzte die Prachtbauten, die nicht so recht zu einer Bevölkerung von 6 000 Mann/Frau passen wollen, einfach ins enge Tal.
Uns freuts: So gibts beim Stadtbummel genug zu entdecken. Auch das empfohlene Kunsthaus zählt dazu: 50er-Jahre-Architektur in Reinform! Allerdings scheint die Aussage auf dessen Webseite – «Das Kunsthaus Glarus gilt als eines der schönsten Ausstellungshäuser der Schweiz» – ein wenig hochgegriffen. Aber das darf schon sein, in einer Kantonshauptstadt, die eigentlich ein Dorf ist.
Das gibt es zu sehen
Anna Göldi Museum Das Museum über die letzte Hexenhinrichtung Europas ist eine der spannendsten Neueröffnungen der letzten Jahre. Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag.
Kunsthaus Das Kunsthaus ist Dienstag bis Sonntag geöffnet und zeigt wechselnde und spannende Ausstellungen zu aufstrebenden Künstlern.
Naturzentrum Im Bahnhofsgebäude befindet sich das kleine, aber feine Naturzentrum, das Informationen zu Naturthemen im Kanton bereithält.
Essen Gut isst man im besten Haus am Platz, im Hotel Glarnerhof, gegen-über dem Bahnhof. Kaffee und Kuchen geniesst man am besten in der Bäckerei Gabriel (seit 1961).
Informationen www.glarnerland.ch