Am Tessiner Kantonsstrafgericht in Lugano hat am Donnerstagmorgen der Prozess gegen einen Priester (56) begonnen. Der 56-Jährige soll neun Personen sexuell genötigt haben – davon vier Minderjährige. Der Mann ist seit einem Dreivierteljahr im vorzeitigen Strafvollzug.
Die Sexualdelikte haben sich laut Anklageschrift zwischen 2015 und 2023 ereignet. Der Mann war innerhalb der Diözese Lugano für die seelsorgerische Betreuung und Begleitung von Jugendlichen zuständig. Ausserdem war er Lehrer an verschiedenen Mittelschulen, war mitverantwortlich für den schulischen Religionsunterricht und gehörte verschiedenen Kommissionen an.
Priester: «Wollte Jugendlichen mit Massage gegen Stress helfen»
Gemäss Anklageschrift werden dem Mann mehrfache sexuelle Nötigung, sexuelle Handlungen mit urteilsunfähigen oder widerstandsunfähigen Personen, mehrfache sexuelle Handlungen mit Kindern sowie mehrfache Pornografie vorgeworfen.
Vor Gericht gab der Mann an, unter «kognitiven Verzerrungen» gelitten zu haben. Heute wisse er, dass er die Jugendlichen nicht hätte massieren sollen. Er habe ihnen mit der Massage gegen Stress helfen wollen. Mit diesen habe er dann nicht mehr aufhören können.
«Ich war emotional verwirrt»
«Wenn ich mir heute die Geschehnisse von damals vergegenwärtige, wird mir bewusst, dass ich selber auf der Suche nach einer Massage war», sagte der 56-Jährige vor dem Geschworenengericht. Er sei «emotional verwirrt» gewesen. Einer der Jugendlichen habe in ihm eine Vaterfigur gesehen.
Der Mann ist seit einem Dreivierteljahr im vorzeitigen Strafvollzug.