Unterwegs im Thurgau
Kaiserliche Aussichten auf dem Jenga-Turm

Schon der spätere französische Kaiser Napoleon III genoss in Hohenrain die Aussicht über die Ostschweiz. So stilvoll wie der heutige Turm war Napoleons «Belvédère» allerdings noch nicht.
Publiziert: 17.09.2018 um 12:45 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2018 um 10:49 Uhr
Von hier Blickte eins Napoleon III in die Ostschweizer Ferne.
Samuel Schumacher

Weit hinaus aus dem spätsommerlichen Wald ragt er, der Napoleonturm oberhalb des Weilers Hohenrain. Im Sommer 2017 wurde der 40 Meter hohe Holzturm an fast genau jener Stelle errichtet, an dem zwischen 1829 und 1855 schon einmal ein Aussichtsturm stand.

Der damalige und heutige Namensgeber war kein geringerer als Louis Napoléon, der späteres Kaiser Frankreichs, der seine Jugendjahre auf dem nahen Schloss Arenenberg verbracht hatte. Auf die Initiative des damals erst 20-jährigen Jünglings wurde das «Belvédère zu Hohenrain» errichtet.

Napoleon soll als junger Mann hier ausführliche Spaziergänge unternommen und die wunderbare Sicht auf den Säntis genossen haben, erzählt man sich. Dank der Initiative des «Vereins zum Wiederaufbau des Napoleonturms» kann man die kaiserliche Aussicht heute wieder geniessen.

Der Napoleonturm sieht man fast über die ganze Ostschweiz

Der neue Napoleon-Turm erinnert auf den ersten Blick an einen überdimensionierten Jenga-Stapel, auf dessen Spitze eine Art Mini-Ufo thront. Entworfen hat ihn der Ermatinger Architekt Peter Dransfeld. Die Jenga-Hülle umschliesst eine spiralförmige Treppe mit 200 Stufen. Wer sie hochschreitet, kann sich schwerlich vorstellen, wie Napoleon hier mit seinen schweren Samtumhängen und dem rasselnden Kaiser-Säbel die Stufen erklommen hat.

Für heutige Ausflügler empfiehlt es sich jedenfalls, die kaiserliche Robe zuhause zu lassen. Für den luftigen Zug oben auf der Aussichtsplattform reicht eine leichte Windjacke vollkommen aus. Und statt dem rasselnden Säbel besser Kamera und Feldstecher einpacken.

Von der Aussichtsplattform herab schweift der Blick über die Ostschweizer-Alpen, nach Osten über die österreichischen Gebiete Vorarlberg und Allgäu und nach Norden über den Bodensee.

Dass den jungen Napoleon bei diesem Anblick Herrscher-Gedanken und Machtgelüste in den Kopf gestiegen sind, das mag man gerne glauben.

Tafeln vermitteln Geschichtswissen

Wie nichtig letztlich aber auch die Wirkungsmacht des kleinen Kaisers war, das vermitteln die 50 historischen Tafeln, die die Besucher entlang der Wendeltreppe über die Geschehnisse in der Gegend im Verlauf der vergangenen 2000 Jahre informieren.

Napoleon III. Regentschaft erhält da nicht mehr und nicht weniger Platz als etwa die Gründung der Thurgauer Kantonalbank 1871, die erste Tilsiter-Produktion im Jahre 1893 und der erste motorisierte Traktor auf dem nahen Tannenhof.

 

Informationen

Anreise: Zum Beispiel zu Fuss über die Napoléons-Route. Mit dem Zug bis nach Mannenbach-Salenstein, von da via das Schloss Arenenberg zum Napoleonsturm (Wanderbeschrieb auf www.napoleonturm-hohenrain.ch)

Öffnungszeiten: Der Napoleon-Turm ist täglich von 08 bis 18 Uhr geöffnet.

Preis: Zu Zeiten Napoléons kostete der Eintritt noch 6 Kreuzer (ungefähr drei Stundenlöhne). Heute ist der Aufstieg auf den Turm gratis.

Infos:

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