Baden im Reussdelta UR
Wo die Inseln rufen

Nein, das hier sind nicht die Malediven – im Indischen Ozean gibt es keine dieser anmutigen Berge, die das Wasser umzäunen und in eine Ruheoase verwandeln. So etwas hat nur der Kanton Uri! Das Reussdelta am südlichen Ende des Vierwaldstättersees ist mit seinen Lorelei-Inseln die schönste Attraktion des Sommers. Das Motto: Baden im Einklang mit der Natur.
Publiziert: 12.07.2013 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:34 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Blick vom Aussichts- und Vogelbeobachtungsturm am Seeufer. Hochsteigen und von oben über das Reuss-Panorama staunen!
Foto: Philippe Rossier
Von Alexandra Fitz

Der Anblick ist überwältigend. Steht man auf dem langen Holzsteg am Seedorfer Ufer und blickt auf das Wasser, die vorgelagerten Inseln und die umliegenden Berge, will keiner mehr auf die Malediven. Am Urnersee – Teil des Vierwaldstättersees – ragen gewaltige Berge empor und kesseln die Bucht ein. Zwischen den Dörfern Flüelen und Seedorf fliesst aus dem Gotthardmassiv die Reuss in den Zentralschweizer See.

Künstliches Paradies

Im Reussdelta badet man mitten in einem Naturschutzgebiet. Es ist in drei Zonen eingeteilt, nur im gelb markierten Bereich darf gebadet werden (siehe Plan). Die Inseln sind künstlich angelegt: Zwischen 2000 und 2007 wurde Ausbruchsmaterial (3,3 Millionen Tonnen!) aus den Bohrungen für die Umfahrung Flüelen und den Gotthardbasistunnel in den See geschüttet. So entstanden Flachwasserzonen, die auch neuen Lebensraum für Wasserpflanzen und diverse Tierarten bieten. Insgesamt wurden sechs künstliche Inseln geschaffen – drei Natur- und drei Bade­inseln.

Laut historischen Quellen ­waren der natürlichen Reussmündung in früheren Zeiten mehrere Inseln vorgelagert.  Diese sind später, wohl durch Kiesabbau, verschwunden. Die neu angelegten Inseln sollen das dahinterliegende Ufer vor Erosionen schützen. Die drei Neptun-­Inseln sind der Pflanzen- und Tierwelt überlassen, die drei Schwesterinseln Lorelei dienen zum Baden – insgesamt bedecken sie etwa die Grösse eines Fussballfelds. Wer dort hin will, muss schwimmen. Auf den Sand­inseln liegen einzelne grosse Steine, auf denen man «sünnelet» und die Aussicht ­geniesst. Etwa den Blick auf den Hausberg Gischenen. 

«Weg der Schweiz»

Das Gebiet bietet neben Badeplausch und schöner Landschaft auch Kultur. Mitten durchs Naturschutzgebiet führt von Seedorf nach Flüelen der «Weg der Schweiz». Er wurde 1991 zur 700-Jahr-­Feier angelegt. Der 35 Kilometer lange Weg ­beginnt am Rütli und endet in Brunnen SZ. Er führt an einem Beobachtungs- und Aussichtsturm vorbei. Von der Plattform des elf Meter hohen Turms aus Urner Fichtenstämmen können die ­Besucher vier Balkon-­Körbe aus Weidengeflecht betreten und in alle Himmelsrichtungen schauen – der Rundblick ist um einiges vielfältiger als auf den Malediven! Dabei sticht ein saftig hellgrüner Hügel ins Auge, ohne einen einzigen Baum, dafür mit grasenden Schafen.

Picknick mitnehmen

Wer bei den Lorelei-Inseln badet, sollte genügend Verpflegung dabeihaben. Denn Restaurants gibt es lediglich in Flüelen und Seedorf, und die sind zu Fuss gute 30 Minuten voneinander entfernt. ­Dazwischen ­stehen aber Grillstellen mit Gratis-Holz zur Verfügung. Georges Eich, Leiter Natur- und Heimatschutz der Reussdelta Kommission, bittet Besucher darum, die geschützten ­Gebiete nicht zu betreten oder zu befahren, um die Lebensräume der Tiere nicht zu ­stören.

Wenn Sie auf einer der Inseln stehen, halten Sie Ausschau nach Urnie! Im Sommer 1976 verängstigte das Ungeheuer – wohl verwandt mit Nessie vom Loch Ness – die Bevölkerung von Uri. Später hiess es, Monster Urnie sei nur eine Attrappe der einstigen Sendung «Teleboy» des Schweizer Fern­sehens gewesen ... Wirklich?! 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen