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Streit im Auto
Nur eine Situation rechtfertigt Kritik vom Beifahrersitz

Gut ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer fahren mit dem Auto in die Sommerferien. Da ist bei vielen Paaren der Krach schon vorprogrammiert. Paartherapeutin Johanna Friedli empfiehlt Beifahrerinnen und Beifahrern, mit Kritik zurückzuhalten. Mit einer Ausnahme!
Publiziert: 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 11:23 Uhr
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Darum gehts

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Jonas DreyfusService-Team

Du kommst dir vor wie ein Milkshake, wenn du mit deiner Partnerin oder deinem Partner im Auto mitfährst. Neben der abrupten Stop-and-Go-Technik wirfst du ihr oder ihm vor, zu nahe aufzufahren und Fussgängern beim Überqueren der Strasse zu wenig Zeit zu lassen. Ausserdem würdest du immer eine komplett andere Route wählen. Paartherapeutin Johanna Friedli kennt negative Dynamiken in Beziehungen – und bezeichnet sich selbst als geübte Fahrerin. Kritik vom Beifahrersitz aus hält sie nur in einem einzigen Fall für gerechtfertigt.

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Weil es so viele Fahrstile wie Menschen gibt

Wenn du als Beifahrerin oder Beifahrer gestresst bist, weil die Person am Steuer abrupt bremst und zügig beschleunigt, dann halte dir vor Augen: Vielleicht nervst du deine Partnerin oder deinen Partner genauso, wenn du schon dreissig Meter vor der Ampel auslaufen lässt und gütig alle, die wollen, vor dir reinlässt. Natürlich könne man – wenn man sich zum Beispiel körperlich unwohl fühle – darum bitten, sanfter transportiert zu werden, sagt Friedli. «Aber bei der nächsten Gelegenheit fährt die Person meistens wieder so, wie sie das immer tut.» Jeder Mensch habe nun einmal seinen eigenen Fahrstil. «Es hilft, das zu akzeptieren.»

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Weil du dich entspannen solltest

Wer am Steuer sitzt, trägt die Verantwortung, dass alle sicher von A nach B kommen. Du kannst es dir also sparen, die Fahrerin oder den Fahrer ständig mit Kommentaren wie «Achtung, es wird rot!» oder «Da kommt ein Velofahrer!» zu nerven. «Damit signalisierst du, dass du den Fähigkeiten der Person nicht vertraust», sagt Friedli. Und doch ist man manchmal unsicher, ob der andere das Auto bemerkt hat, das rückwärts aus dem Parkplatz kommt. Wenn man dann etwas sagt und der Fahrer antwortet, das habe er längst gesehen, wäre es gut, sich zu entschuldigen. «Eigentlich sollte man sich auf dem Beifahrersitz entspannen können.»

Auch schmollen auf dem Beifahrersitz ist beliebt. Der Fahrer tut meist nur so, als würde es ihn kalt lassen.
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Weil du Beziehungsprobleme nicht im Auto lösen kannst

Hinter einem Streit, der im Auto entbrennt, stecken oft tiefgehende Konflikte einer Beziehung. Wenn man zum Beispiel das Gefühl habe, dass die eigenen Bedürfnisse vom Partner nicht immer beachtet werden, dann sei es verlockend, ihn für rücksichtsloses Fahren zu kritisieren, sagt Friedli. «Der Fahrer wird in diesem Moment aber nicht fragen: Kann es sein, dass du eigentlich wegen etwas anderem sauer auf mich bist?» Als Beifahrerin oder Beifahrer sei man versucht, Beziehungsprobleme anzusprechen, weil die Partnerin oder der Partner nicht weglaufen könne, fügt Friedli an. «Sie oder er fühlt sich womöglich in die Enge getrieben und reagiert dementsprechend gereizt.»

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Weil du wissen solltest, ob dein Partner sicher fährt

Wenn dein Partner mehrere Unfälle in kurzer Zeit gebaut hat, liegt es nahe, dass sein Fahrstil deine Sicherheit gefährden könnte. In diesem Fall sei Kritik angebracht, sagt Friedli. «Oder noch besser: Du fährst selbst.» Es gehe dabei nicht um Rechthaberei, sondern um Selbstschutz. Aber meistens wisse man ja, ob man den Fahrkünsten des Partners grundsätzlich vertrauen kann. «Und wenn nicht, sollte man sich generell überlegen, ob man auf dem Beifahrersitz Platz nehmen möchte.»

Beziehungsexpertin

Johanna Friedli (59) ist Psychotherapeutin und Paartherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Zu ihrem Fachgebiet gehören unter anderem Beziehungsprobleme, familiäre Schwierigkeiten und Lebenskrisen. Sie gibt Vorträge zu gesundheitlichen und psychologischen Themen und bietet Beratungen an für Spitäler, Verbände oder Behörden.

zVg

Johanna Friedli (59) ist Psychotherapeutin und Paartherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Zu ihrem Fachgebiet gehören unter anderem Beziehungsprobleme, familiäre Schwierigkeiten und Lebenskrisen. Sie gibt Vorträge zu gesundheitlichen und psychologischen Themen und bietet Beratungen an für Spitäler, Verbände oder Behörden.

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