Über 20 Prozent der Schweizer Familien sind ein Patchwork. Sprich: Ein neuer Partner stösst zu einem Elternteil mit Kindern. «Genau das ist oft das Grundproblem: Da kommt plötzlich ein Neuer in die gut eingespielte Gemeinschaft», sagt der Winterthurer Paar- und Familientherapeut Henri Guttmann (55).
Für die verliebten Erwachsenen ist die neue Situation ein Gewinn – die Kinder aber haben plötzlich nicht mehr die volle Aufmerksamkeit. «Dass der Nachwuchs vom neuen Partner oft nicht begeistert ist, muss man respektieren», sagt der Profi.
So ging es auch Beat Breu (51). Seine zwei Kinder und Stiefmutter Heidi (56) kamen miteinander nicht klar. Die Tochter soll den Ex-Radprofi gedrängt haben, sich zu trennen. Ein Grund für das schnelle Ehe-Aus.
Dass die Situation eskalieren kann, weiss auch Guttmann: «Ich habe erlebt, dass eine Tochter dem Vater über zwei Stockwerke eine Alltags-Frage zugerufen hat, obwohl die Stiefmutter neben ihr stand. Aber mit der wollte sie nicht reden.» Und wie reagierte der Fachmann darauf? Er gab Tochter und Stiefmutter Hausaufgaben, zusammen shoppen zu gehen. «So konnten sie langsam eine Beziehung aufbauen.»
Gemäss dem Familientherapeuten reicht es am Anfang, wenn sich Kinder und der neue Partner wie einen WG-Mitbewohner respektieren. Erst dann soll man als Stiefmami oder -papi eine engere Beziehung zu den Kindern aufbauen. «Der Neue sollte sich anfangs nicht in die Erziehung einmischen», empfiehlt Guttmann. Umgekehrt müsse der leibliche Elternteil unbedingt zum neuen Partner stehen. Zeigt er Zweifel, treibt das einen Keil zwischen das Paar. Ein häufiger Trennungsgrund, wie man auch bei Breu sieht.
«Es ist wichtig, dass die Paar-Beziehung gepflegt wird», betont Guttmann. Wenn er Patchwork-Eltern jeweils an Vorträgen fragt, wie viele davon einmal pro Jahr alleine in die Ferien verreisen, hebe kaum jemand die Hand.
Entmutigen will Henri Guttmann trotzdem nicht. Es gibt nämlich viele erfolgreiche Beispiele. «Und wenn die Phase des Neuanfangs überstanden ist, dann ist eine Patchwork-Familie eine Bereicherung. Für alle.»
1. Nehmen Sie sich genug Zeit für die Paarbeziehung und planen Sie Aktivitäten nur zu zweit.
2. Geben Sie auch der neuen Familienform genug Zeit. Es kann zwei Jahre dauern, bis sie sich einspielt.
3. Pflegen Sie erst einmal die Paarbeziehung, bevor der neue Partner auch Vater- oder Mutter-Aufgaben übernimmt.
4. Animieren Sie unbedingt die Kinder, eine gute Beziehung auch zum abwesenden, leiblichen Elternteil zu pflegen.
5. Nehmen Sie fachliche Hilfe oder ein Coaching in Anspruch, bevor die Situation eskaliert.
Das sollten Sie vermeiden:
1. Als neuer Partner sollten Sie sich nicht überengagieren. Sie müssen ja keinen Elternteil ersetzen.
2. Machen Sie sich keine Illusionen. Konflikte gehören in Patchwork-Familien mit dazu. Diese gilt es auszutragen.
3. Schliessen Sie auf keinen Fall ein Kind aus, das mit dem neuen Partner Probleme hat.
4. Beginnen Sie als neuer Partner nicht zu früh, Erziehungsaufgaben zu übernehmen.
1. Nehmen Sie sich genug Zeit für die Paarbeziehung und planen Sie Aktivitäten nur zu zweit.
2. Geben Sie auch der neuen Familienform genug Zeit. Es kann zwei Jahre dauern, bis sie sich einspielt.
3. Pflegen Sie erst einmal die Paarbeziehung, bevor der neue Partner auch Vater- oder Mutter-Aufgaben übernimmt.
4. Animieren Sie unbedingt die Kinder, eine gute Beziehung auch zum abwesenden, leiblichen Elternteil zu pflegen.
5. Nehmen Sie fachliche Hilfe oder ein Coaching in Anspruch, bevor die Situation eskaliert.
Das sollten Sie vermeiden:
1. Als neuer Partner sollten Sie sich nicht überengagieren. Sie müssen ja keinen Elternteil ersetzen.
2. Machen Sie sich keine Illusionen. Konflikte gehören in Patchwork-Familien mit dazu. Diese gilt es auszutragen.
3. Schliessen Sie auf keinen Fall ein Kind aus, das mit dem neuen Partner Probleme hat.
4. Beginnen Sie als neuer Partner nicht zu früh, Erziehungsaufgaben zu übernehmen.
«Ich bin für die Kinder meines Mannes, die bei ihrer Mutter leben, eine Freundin und nicht Mutter-Ersatz. Im Alltag ist es mir wichtig, dass man direkt anspricht, was man denkt und erwartet. Aber bei Themen wie Ausbildung sollten immer die leiblichen Eltern involviert sein. Zum Glück bringen wir alle viel Toleranz und Verständnis füreinander mit, das ist sehr wichtig. Deshalb kommen wir alle so gut miteinander klar.»
«Ich bin für die Kinder meines Mannes, die bei ihrer Mutter leben, eine Freundin und nicht Mutter-Ersatz. Im Alltag ist es mir wichtig, dass man direkt anspricht, was man denkt und erwartet. Aber bei Themen wie Ausbildung sollten immer die leiblichen Eltern involviert sein. Zum Glück bringen wir alle viel Toleranz und Verständnis füreinander mit, das ist sehr wichtig. Deshalb kommen wir alle so gut miteinander klar.»
«Ich halte mich an drei Patchwork-Prinzipien. Erstens: Sprich nie schlecht über den leiblichen Vater der Kinder. Zweitens: Der neue Partner darf sich nicht in die Erziehung der Kinder einmischen, das ist Sache der Eltern. Und drittens: Der Stiefvater muss akzeptieren, dass die Kinder beim Partner immer an erster Stelle stehen. Ist er damit nicht einverstanden, muss er leider gehen. Es liegt dann an der Frau, das Gleichgewicht zu halten, damit er sich nicht benachteiligt fühlt.»
«Ich halte mich an drei Patchwork-Prinzipien. Erstens: Sprich nie schlecht über den leiblichen Vater der Kinder. Zweitens: Der neue Partner darf sich nicht in die Erziehung der Kinder einmischen, das ist Sache der Eltern. Und drittens: Der Stiefvater muss akzeptieren, dass die Kinder beim Partner immer an erster Stelle stehen. Ist er damit nicht einverstanden, muss er leider gehen. Es liegt dann an der Frau, das Gleichgewicht zu halten, damit er sich nicht benachteiligt fühlt.»