Winterschlaf
Das Leben auf Sparflamme

TIERWELT – Im Winter heisst es für viele Tiere Energie sparen – das geht am besten im Schlaf.
Publiziert: 05.01.2011 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:47 Uhr
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Gerhard Schriebl

«In der Schweiz befinden sich Murmeltiere, Igel, Fledermäuse und natürlich die Schläfer im Winterschlaf», sagt Urs Tester, Abteilungsleiter Biotope und Arten von «Pro Natura» zu Blick am Abend. Als Schläfer bezeichnet man die Nagetiere aus der Familie der Bilche. In der Schweiz sind das Haselmaus, Gartenschläfer, Siebenschläfer und Baumschläfer.

Sie alle haben sich zurückgezogen, um den Winter, während dem sie kaum Nahrung finden könnten, im schlafähnlichen Zustand zu überstehen. Der Körper fährt den Energieverbrauch auf ein absolutes Minimum herunter. Die Atmung und der Stoffwechsel verlangsamen sich, die Körpertemperatur wird enorm gesenkt.

Körpertemperatur fällt auf 5 Grad

Murmeltiere verschlafen bis zu neun Monate des Jahres. Ihre Körpertemperatur sinkt während dieser Zeit von 39 Grad auf 5 bis 7 Grad ab. Die Hörnchen atmen nur noch zwei Mal pro Minute, der Puls sinkt von 200 auf 20 Schläge. Der Siebenschläfer erhielt gar seinen Namen aufgrund seines langen Winterschlafs: Er zieht sich sieben Monate des Jahres zurück; von Anfang Oktober bis Ende April. Die Körpertemperatur senken die nachtaktiven Tiere während der langen Ruhephase auf drei Grad herab.

Winterschläfer verschlafen meist nicht den ganzen Winter. Ein Grossteil wacht von Zeit zu Zeit auf. Wieso ist noch nicht eindeutig geklärt. «Vieles deutet darauf hin, dass die Tiere ihre Körperfunktionen für ihr Immunsystem und Hirnfunktionen ab und zu hochfahren müssen», sagt Tester. Neuste Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Tiere sonst im Frühling viel zu anfällig für Infektionen sind und Gehirnschäden auftreten können.

Pinkel-Pause

Lange Zeit ging man davon aus, dass die Winterschläfer nur zur Blasenentleerung aufwachen würden. Denn das ist oft die einzige Tätigkeit in den Wachphasen. Gegen diese Theorie sprach aber ein Versuch mit Murmeltieren, denen man einen Katheter legte – sie wachten trotzdem auf.

Klar ist, dass Winterschläfer ohne das Aufwachen noch viel mehr Energie sparen könnten. «Die Tiere brauchen bis zu zwei Stunden, bis sie aus dem schlafähnlichen Zustand wieder aktiv sind», sagt Tester. Insgesamt zehren die Wachphasen bis zu 90 Prozent der Reserven auf. Zu häufiges Aufwachen kann fatal sein.

Eichhörnchen, Dachse und Bären halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Sie ziehen sich zwar ebenfalls in ihre Höhlen zurück und ihr Herzschlag und Stoffwechsel verlangsamen sich. Ihre Körpertemperatur senken sie aber nicht so weit ab wie Winterschläfer.

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Auch nach der Ruhe noch bärenstark
Wenn wir unsere Muskeln nicht bewegen schwinden sie mit der Zeit. Der Bär dagegen verliert während seiner Winterruhe keinerlei Muskelmasse. Den Abbau verhindert nach jetzigem Stand der Forschung ein Stoff im Blut, der den
Eiweissstoffwechsel kontrolliert.
Wenn wir unsere Muskeln nicht bewegen schwinden sie mit der Zeit. Der Bär dagegen verliert während seiner Winterruhe keinerlei Muskelmasse. Den Abbau verhindert nach jetzigem Stand der Forschung ein Stoff im Blut, der den
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