Vor einem halben Jahr ist mein Hund gestorben. Er war mir 14 Jahre lang ein treuer Begleiter. Warum wird meine Trauer nicht weniger?Bestimmt gibt es Leute, die nun rufen würden: Aber es war doch nur ein Hund! Und es ist doch schon ein halbes Jahr her? Und vielleicht gibt es auch in Ihnen eine solche Stimme, die Sie auffordert, nun keine weiteren Gedanken mehr an dieses Geschöpf zu verschwenden.
Aber «nur ein Hund» ist so falsch formuliert wie «schon ein halbes Jahr», denn die Beziehung zu einem Tier kann genauso innig und bedeutungsvoll sein wie jene zu einem Menschen: Man verbringt Tag für Tag miteinander, ist wichtig füreinander und erfreut sich an der Gesellschaft des anderen.
Da spielt es keine Rolle, ob er auf zwei oder vier Beinen geht – man liebt ihn, und wenn er stirbt, fehlt er einem schmerzlich. Womöglich ist es Ihnen noch gar nicht in Gänze bewusst geworden, aber Sie haben einen veritablen Trauerfall zu beklagen.
Und in diesem Zusammenhang ist ein halbes Jahr wirklich keine Zeit. Seien Sie also traurig, solange Sie traurig sind. Daran ist nichts Lächerliches oder Übertriebenes. Sie haben einen Freund verloren und dürfen ihn vermissen, so lange und so sehr, wie Ihnen danach ist. Er hat es verdient, und es zeigt, was er Ihnen bedeutet hat.
Eines Tages mögen Sie ein neues Tier in Ihrem Leben begrüssen
Wenn Sie so weit sind, mögen Sie vielleicht eines Tages einen neuen Vierbeiner in Ihrem Leben begrüssen. Es gibt so viele, die einen guten Platz brauchen,und bei Ihnen scheint man ihn zu bekommen. Halten Sie aber auch die Augen offen für Menschen, die einen guten Kameraden wie Sie brauchen – von diesen gibt es genauso viele. Wir leben in Zeiten grosser Vereinsamung und Entfremdung und hören einander nicht mehr zu, weil nur noch die eigene Meinung zählt. Nehmen Sie also die beständige, verlässliche, bedingungslose Liebe, die Ihr Hund Sie gelehrt hat, und tragen Sie sie bitte in die Welt hinaus. Sie wird es Ihnen danken.
Der Verlust des Haustiers wirft Halter aus der Bahn. Wie soll man danach weitermachen? Über die Trauer um unsere Haustiere werde zu wenig gesprochen, findet eine Expertin.
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