Deshalb sterben so viele Schweizer Bienen
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Vergiftung und Orientierungslosigkeit:Deshalb sterben so viele Schweizer Bienen

Ein Drittel aller Tierarten bedroht
Insektensterben bedeutet Katastrophe für weltweite Ökosysteme

Fast die Hälfte der Insekten ist einer neuen Studie zufolge weltweit im schnellen Schwinden begriffen. Dies sei ein «katastrophaler Einbruch der natürlichen Ökosysteme», wie die Verfasser schreiben.
Publiziert: 12.02.2019 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2019 um 16:33 Uhr
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Insekten wie Bienen sind durch intensive Landwirtschaft, Pestizid-Einsatz und systematische Zerstörung ihres Lebensraums stark gefährdet. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler ist eindeutig: «Wenn wir unsere Art der Nahrungsmittelproduktion nicht ändern, werden die Insekten in einigen Jahrzehnten den Weg der Auslöschung gegangen sein», heisst es in dem Beitrag, der in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift «Biological Conservation» erscheint.

Warum sterben die Insekten?

Die seit sechs Jahrzehnten praktizierte intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, die Zerstörung von Lebensraum - all das trage zum Insektensterben, zur Gefährdung der Vogelwelt und der Natur insgesamt bei, schreiben die Studienautoren Francisco Sánchez-Bayo und Kris Wyckhuys von den australischen Universitäten Sydney und Queensland. Deshalb müsse dringend gegengesteuert werden. Denn Insekten seien «von lebenswichtiger Bedeutung für die globalen Ökosysteme».

Biodiversität im eigenen Garten fördern

Eidechsen, Schmetterlinge oder Bienen: Um die Existenz vieler Tier- und Pflanzenarten steht es schlecht in der Schweiz. Doch alle können zu einer Förderung der Biodiversität beitragen, sogar mitten in der Stadt. Jeder kleine Beitrag hilft.

Siggi Bucher

Eidechsen, Schmetterlinge oder Bienen: Um die Existenz vieler Tier- und Pflanzenarten steht es schlecht in der Schweiz. Doch alle können zu einer Förderung der Biodiversität beitragen, sogar mitten in der Stadt. Jeder kleine Beitrag hilft.

Ein Drittel aller Tiere bedroht

Die Autoren weisen darauf hin, dass etwa ein Drittel der Tierarten weltweit vom Aussterben bedroht sei. Dieser Wert steige jedes Jahr um einen Prozentpunkt. Der Anteil der Insekten liege dabei mit 41 Prozent zwei Mal so hoch wie bei den Wirbeltieren. (SDA)

Was kann ich gegen das Insektensterben tun?

Rette die Insekten!

Die Zahlen sind bestürzend: 75 Prozent der Menge aller Insekten sind weg, im Vergleich zu 1970. 48 Prozent der Pflanzen in der Schweiz stehen auf der roten Liste, sind also vom Aussterben bedroht. Sterben die Insekten, bricht unsere Nahrungsmittelkette zusammen. Was du dagegen tun kannst:

Hier weiterlesen

Befinden sich die Blüten der Kohldistel im Dunkeln, werden sie von mehr nachtaktiven Insekten aufgesucht.
75 Prozent der Menge aller Insekten sind im Vergleich zu 1970 bereits weg.
Universität Bern/Eva Knop

Die Zahlen sind bestürzend: 75 Prozent der Menge aller Insekten sind weg, im Vergleich zu 1970. 48 Prozent der Pflanzen in der Schweiz stehen auf der roten Liste, sind also vom Aussterben bedroht. Sterben die Insekten, bricht unsere Nahrungsmittelkette zusammen. Was du dagegen tun kannst:

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Pflanzen Sie Wildstauden!

Weg mit den Geranien! Die beliebten «Granium» bieten für Insekten weder Pollen noch Nektar. Die Blüten heimischer Wildstauden sind zwar oft etwas bescheidener als hochgezüchtete, gefüllte Arten, dafür sind sie voller Futterstoffe für Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und diverse Schwebfliegenarten. Eine Kultivierung dieser blühenden Wildstauden ist auch in Balkonkisten möglich. Das Wichtigste, um Fluginsekten zu helfen: Konstant etwas blühen lassen! So können in einer Blumenkiste Krokuszwiebeln oder Blausternzwiebeln unter den Wurzelballen von Wildstauden oder Küchenkräutern wie Kapuzinerkresse schlummern. Erstere gehen schon im März auf und sind ein wahres Pollenwunder, Letztere blühen bei guten Umständen bis Anfang November. Unter bluehende-landschaft.de findet sich unter dem Stichwort «Handlungsempfehlungen» ein Online-PDF mit geeigneten Balkonpflanzen und einem Verzeichnis, wann sie blühen. So ist es einfach, Insektenweiden zusammenzustellen, welche von März bis tief in den Oktober ein Nahrungsangebot darstellen.

Geheimtipp: Viele Küchenkräuter wie Schnittlauch, Thymian, Ysop, Bergbohnenkraut und Minze erfreuen unseren Gaumen genauso wie den der Insekten – sofern man die Kräuter blühen lässt.

Nicht nur Bienen, auch Schwebefliegen befruchten Obst und Gemüse.
Nicht nur Bienen, auch Schwebefliegen befruchten Obst und Gemüse.
Getty Images

Weg mit den Geranien! Die beliebten «Granium» bieten für Insekten weder Pollen noch Nektar. Die Blüten heimischer Wildstauden sind zwar oft etwas bescheidener als hochgezüchtete, gefüllte Arten, dafür sind sie voller Futterstoffe für Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und diverse Schwebfliegenarten. Eine Kultivierung dieser blühenden Wildstauden ist auch in Balkonkisten möglich. Das Wichtigste, um Fluginsekten zu helfen: Konstant etwas blühen lassen! So können in einer Blumenkiste Krokuszwiebeln oder Blausternzwiebeln unter den Wurzelballen von Wildstauden oder Küchenkräutern wie Kapuzinerkresse schlummern. Erstere gehen schon im März auf und sind ein wahres Pollenwunder, Letztere blühen bei guten Umständen bis Anfang November. Unter bluehende-landschaft.de findet sich unter dem Stichwort «Handlungsempfehlungen» ein Online-PDF mit geeigneten Balkonpflanzen und einem Verzeichnis, wann sie blühen. So ist es einfach, Insektenweiden zusammenzustellen, welche von März bis tief in den Oktober ein Nahrungsangebot darstellen.

Geheimtipp: Viele Küchenkräuter wie Schnittlauch, Thymian, Ysop, Bergbohnenkraut und Minze erfreuen unseren Gaumen genauso wie den der Insekten – sofern man die Kräuter blühen lässt.

Stängel stehen lassen!

Es gilt dasselbe wie beim Fenstersims: Wildstauden pflanzen! Zusätzlich lassen sich auf dem Balkon Nist-und Überwinterungshilfen aufstellen: Indem man die Stängel grösserer Pflanzen stehen lässt oder solche senkrecht an der Gebäudewand fixiert, fördert man bis zu zehn einheimische Wildbienenarten. Am liebsten besiedeln sie einzeln senkrecht stehende Brombeerstängel mit einem Durchmesser von ca. 1 cm und einer Höhe von ca. 50 cm. Aber auch Sonnenblumenstängel oder Königskerzenstängel sind beliebt. Die Schweizer Webseite wildbee.ch hält Videos bereit, die zeigen, wie diese Stängel zu präparieren sind, damit Insekten sie als Niststätten erkennen. Tipp: Wer in einem grossen Topf wilden Fenchel pflanzt, kann mit etwas Glück die schönen Schwalbenschwanz-Raupen anlocken. Und wer dann noch die heimischen Flockenblumen daneben blühen lässt, bietet den vom Aussterben bedrohten Schmetterlingen gleich Nahrung.

Auf wildstauden.ch finden sich unter «Sortiments- und Speziallisten» Zusammenstellungen diverser einheimischer Pflanzen sowie Hinweise, für welche Insekten in welchem Stadium sie Nahrung bieten – inklusive Extraliste für Balkon und Terrassen. Die Webseite bietet zusätzlich einen schnellen Postversand für die Pflanzen an.

Auf der Roten Liste: Der Schwalbenschwanz. Als Raupe liebt er Wildfenchel.
Auf der Roten Liste: Der Schwalbenschwanz. Als Raupe liebt er Wildfenchel.
Getty Images

Es gilt dasselbe wie beim Fenstersims: Wildstauden pflanzen! Zusätzlich lassen sich auf dem Balkon Nist-und Überwinterungshilfen aufstellen: Indem man die Stängel grösserer Pflanzen stehen lässt oder solche senkrecht an der Gebäudewand fixiert, fördert man bis zu zehn einheimische Wildbienenarten. Am liebsten besiedeln sie einzeln senkrecht stehende Brombeerstängel mit einem Durchmesser von ca. 1 cm und einer Höhe von ca. 50 cm. Aber auch Sonnenblumenstängel oder Königskerzenstängel sind beliebt. Die Schweizer Webseite wildbee.ch hält Videos bereit, die zeigen, wie diese Stängel zu präparieren sind, damit Insekten sie als Niststätten erkennen. Tipp: Wer in einem grossen Topf wilden Fenchel pflanzt, kann mit etwas Glück die schönen Schwalbenschwanz-Raupen anlocken. Und wer dann noch die heimischen Flockenblumen daneben blühen lässt, bietet den vom Aussterben bedrohten Schmetterlingen gleich Nahrung.

Auf wildstauden.ch finden sich unter «Sortiments- und Speziallisten» Zusammenstellungen diverser einheimischer Pflanzen sowie Hinweise, für welche Insekten in welchem Stadium sie Nahrung bieten – inklusive Extraliste für Balkon und Terrassen. Die Webseite bietet zusätzlich einen schnellen Postversand für die Pflanzen an.

Weniger Ordnung!

Thuja-, Buchsbaum- oder Kirschlorbeerhecken sind eine Katastrophe für Insekten und bieten keinen Lebensraum für einheimische Arten. Viel besser ist es, eine einheimische Gehölzhecke anzulegen und darunter ein paar Wildstauden anzupflanzen, deren Stängel als Überwinterungshilfe stehen bleiben dürfen. So haben diverse Fluginsekten Nahrung und finden ein Zuhause.

Wer ein Mäuerchen zum Begrünen hat, pflanzt zusätzlich einheimisches Efeu – dieses blüht spät im Jahr. Nektar wie Pollen sind bei einer Vielzahl von Fluginsekten äusserst beliebt. 

Ökologische Wüsten sind neben den erwähnten Hecken auch die beliebten englischen Rasenflächen; besser ist es, Blumenrasen anzusäen oder auf mindestens zehn Quadratmetern eine Blumenwiesenecke anzulegen. Achtung: Viele Blumenmischungen von Grossverteilern sind aus nicht einheimischen Blütenpflanzen und einjährigen Kräutern zusammengesetzt. Diese blühen zwar im ersten Jahr reichlich, danach macht sich aber Unkraut breit. Auf heimische Böden spezialisierte Mischungen, die ursprünglichen Wildblumenwiesen nahekommen, sind unter ufasamen.ch bestellbar.

Gartenbesitzer können aber noch viel mehr tun. Insbesondere um die vielen vom Aussterben bedrohten Käferarten zu fördern, gilt es, in einer Ecke einen Totholzhaufen aus Baum- und Heckenschnitt anzulegen, der über ein paar Jahre ungestört liegen bleiben kann.

Der schöne Kirschprachtkäfer lebt auf Totholz. Er ist vom Aussterben bedroht.
Der schöne Kirschprachtkäfer lebt auf Totholz. Er ist vom Aussterben bedroht.
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Thuja-, Buchsbaum- oder Kirschlorbeerhecken sind eine Katastrophe für Insekten und bieten keinen Lebensraum für einheimische Arten. Viel besser ist es, eine einheimische Gehölzhecke anzulegen und darunter ein paar Wildstauden anzupflanzen, deren Stängel als Überwinterungshilfe stehen bleiben dürfen. So haben diverse Fluginsekten Nahrung und finden ein Zuhause.

Wer ein Mäuerchen zum Begrünen hat, pflanzt zusätzlich einheimisches Efeu – dieses blüht spät im Jahr. Nektar wie Pollen sind bei einer Vielzahl von Fluginsekten äusserst beliebt. 

Ökologische Wüsten sind neben den erwähnten Hecken auch die beliebten englischen Rasenflächen; besser ist es, Blumenrasen anzusäen oder auf mindestens zehn Quadratmetern eine Blumenwiesenecke anzulegen. Achtung: Viele Blumenmischungen von Grossverteilern sind aus nicht einheimischen Blütenpflanzen und einjährigen Kräutern zusammengesetzt. Diese blühen zwar im ersten Jahr reichlich, danach macht sich aber Unkraut breit. Auf heimische Böden spezialisierte Mischungen, die ursprünglichen Wildblumenwiesen nahekommen, sind unter ufasamen.ch bestellbar.

Gartenbesitzer können aber noch viel mehr tun. Insbesondere um die vielen vom Aussterben bedrohten Käferarten zu fördern, gilt es, in einer Ecke einen Totholzhaufen aus Baum- und Heckenschnitt anzulegen, der über ein paar Jahre ungestört liegen bleiben kann.

Zahl der Insekten in 30 Jahren um 80 Prozent gesunken
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Wissenschaftler besorgt und ratlos:Zahl der Insekten in 30 Jahren um 80 Prozent gesunken
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