Ein Musical und ein Plattencover machten die Kleiderordnung der 68er-Bewegung inoffiziell offiziell. Am 29. April 1968 wurde am New Yorker Broadway das Musical «Hair» uraufgeführt. Hippies zelebrieren das Leben, die Liebe, die Drogen, verachten alles Uniformierte und besonders den Vietnamkrieg.
Die Friedensbewegten, man nannte sie Blumenkinder, liefen in der Folge auch in bunten Fantasiekleidern herum. Als die Beatles 1968 für einen wochenlangen Meditationstrip nach Indien fuhren, war dies nicht nur ein Medienhype für eine bis heute andauernde Indien-Begeisterung auf dem Alten Kontinent, sondern auch Inspirationsquelle für buntes Styling.
Oh, Männer mit langen Haaren!
Waren die Pilzköpfe aus Liverpool zu Beginn ihrer Karriere noch im Anzug und mit Krawatte aufgetreten, trieben sie es farblich immer wilder. Bereits für ihr stilbildendes Album «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band», kurz vor der Indien-Reise erschienen, posierte das Quartett in Leuchtfarben-Fantasieuniformen: Stilikonen für eine ganze Generation.
«Männer trugen lange Haare, Frauen Hosen. Das Androgyne wurde gepflegt. Indianische, indische oder afghanische Folklorekleidung war beliebt», hält Elisabeth Hackspiel-Mikosch, Professorin für Modetheorie, fest. In Abgrenzung zum bieder-konventionellen Kleidungsstil der Elterngeneration trugen und kombinierten die Jugendlichen nun, wie es ihnen gefiel. Die Alten nannten es Anti-Mode.
Rock kurz, BH weg
Bei den Frauen begann es damit, dass sie seit den 1960er-Jahren Minirock trugen, diesen immer kürzer machten, und spätestens die von 1968 bewegten Frauen verzichteten oftmals auf den BH. Überhaupt wurde Körperbetontes mit viel nackter Haut zum selbstbewussten Statement der Befreiung der Frau aus der patriarchalischen Enge.
Armee-Parka für Pazifisten
Bei den Männern war als Gegenentwurf zu Anzug, Krawatte und Hemd Arbeiterkleidung angesagt: Jeans, altgediente Cordhosen, Lederjacken. Als Antikriegssymbol tauchte der Parka wieder auf – ein Uniformstück der US-Army, das sich nun in einem pazifistischen Zusammenhang wiederfand.
«Wer bis anhin zur Annahme neigte, Hippies gäbe es nur in Amerika und vielleicht noch im beatverrückten England, keinesfalls aber in der nüchternen Schweiz, wurde vergangenes Wochenende eines Besseren belehrt. Rund 150 Schweizer Hippies trafen sich zu einem sogenannten ‹Love in›.»
Mit diesen verschwurbelten Worten begann der Kommentar eines Schwarz-Weiss-Beitrags des Schweizer Fernsehens zu diesem neuen Jugendphänomen. Dazu lief passend der Beatles-Song «All you need is Love».
In der Tat geschah Unerhörtes auf der Zürcher Allmend beim ersten «Love in»: Junge in bunter Kleidung, Feuerstellen, Gitarrenklänge. Drumherum tanzte die «Gammler-Spezies», wie es die Stimme aus dem Off nannte. Titel des TV-Beitrags: «Blumenkinder und Sorgenkinder.»
«Wer bis anhin zur Annahme neigte, Hippies gäbe es nur in Amerika und vielleicht noch im beatverrückten England, keinesfalls aber in der nüchternen Schweiz, wurde vergangenes Wochenende eines Besseren belehrt. Rund 150 Schweizer Hippies trafen sich zu einem sogenannten ‹Love in›.»
Mit diesen verschwurbelten Worten begann der Kommentar eines Schwarz-Weiss-Beitrags des Schweizer Fernsehens zu diesem neuen Jugendphänomen. Dazu lief passend der Beatles-Song «All you need is Love».
In der Tat geschah Unerhörtes auf der Zürcher Allmend beim ersten «Love in»: Junge in bunter Kleidung, Feuerstellen, Gitarrenklänge. Drumherum tanzte die «Gammler-Spezies», wie es die Stimme aus dem Off nannte. Titel des TV-Beitrags: «Blumenkinder und Sorgenkinder.»