Gefährlicher Schmuck
Sport bitte ohne Bling Bling

Im Alltag sind Ohr- und Fingerringe, Ketten, Armreife oder Piercings eine Zierde. Beim Sport haben sie aber nichts verloren.
Publiziert: 25.05.2015 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:47 Uhr
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Von Thomas Vogel

Auch wenn der siebenjährige Sedrin Kolb erst seit kurzem beim Juniorenklub FC Bad Zurzach kickt, weiss er schon genau: Schmuck muss nicht sein. «Den Ohrring kleben wir ihm jeweils mit einem Pflaster ab», sagt Mutter Andrea Kolb aus Böbikon AG. Das bannt die Gefahr, dass er damit im Zweikampf am T-Shirt eines Gegners hängen bleibt und sich das Ohrläppchen ausreisst. Es gibt genügend Beispiele mit schlimmen Folgen: Der Profi-Fussballer Paulo Diogo von Servette blieb 2004 im Freudentaumel mit dem Ehering an einem Zaun hängen und riss sich den halben Ringfinger ab.

Ein Unfall, der in dieser Dramatik zwar selten vorkommt, wie Hansjürg Thüler von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) sagt. Aber Unfälle mit Schmuck beim Sport gebe es immer wieder. «Am häufigsten sind Zahnschäden, Augenverletzungen,  Riss- und Schnittwunden sowie – zum Glück eher selten – Amputationen und Strangulationen.»

Nickelschmuck kann beim Schwitzen Allergien auslösen

Matthias Rudin, Verantwortlicher am Kompetenzzentrum Sicherheit, Integration und Prävention beim Bundesamt für Sport (Baspo) in Magglingen BE, begrüsst vorbeugende Massnahmen. Vor allem, wenn sie bereits bei Kindern ansetzen. «Ich wünschte mir dieses Bewusstsein auf allen Ebenen des Sports.» Deshalb sensibilisiert das Baspo angehende Sportlehrer für diese Thematik. Vor allem Hobbytrainern und Primarschullehrern mit einer verkürzten Ausbildung im Bereich Sport fehle dieses Knowhow oft. Für Rudin ist klar: «Im Sport sollte ein Schmuck- und Kaugummiverbot gelten.»

Ein weiteres Problem bei Schmuck im Sport ist Nickel. Laut Professor Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, ist eine Nickelallergie die häufigste Kontaktallergie. Sie trifft einen von 20 Menschen. Dieses Metall ent­faltet durch Feuchtigkeit, also auch durch Schweiss, die allergische Wirkung. Das Resultat sind gerötete Hautstellen und Juckreiz bis hin zu eitrigen Ekzemen.

Auch Uhrarmbänder sind problematisch. Solche aus Metall können Nickel enthalten und jene aus Leder andere allergieauslösende Substanzen. Durch den Schweiss weichen sie auf, und die heiklen Stoffe lösen sich aus dem Leder.

Ganz allgemein seien Uhren vor allem bei Mannschaftssportarten keine gute Idee. Heikel seien besonders Ballspiele wie Fuss-, Hand- oder Basketball. «Uhren, aber auch Fingerringe können beim Kontakt mit dem gegnerischen Spieler zu Zahn- oder Augenverletzungen führen», sagt BfU-Experte Thüler. «Bei Stürzen sind sie häufig dafür verantwortlich, dass es nicht bloss zu einer Verstauchung, sondern sogar zu Knochenbrüchen kommt.»

Schmid-Grendelmeier sagt ergänzend: «Alle Sportarten mit engem Körperkontakt wie Ringen, Schwingen oder Judo haben ein erhöhtes Risiko einer Schmuckverletzung.» Es gehe nicht nur um das Abreissen von Schmuck, sondern auch um das Eindrücken. Besonders Piercings und Ohrstecker sind in dieser Beziehung riskant.

Doch nicht nur Schmuck, auch Brillen bergen Verletzungspoten­zial. Deshalb ist für den Junioren­kicker Sedrin Kolb klar: «Meine Brille bleibt zu Hause.» Der Rat für Sehschwache: Kontaktlinsen oder spezielle Sportbrillen.

Mehr Infos zu den Sportaktivitäten der Schweizer Bevölkerung: www.baspo.admin.ch

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