Darum gehts
Häufigkeit und Qualität ihres Sexlebens hätten sich defintiv geändert – zum Positiven, erzählen Natalie (47) und Shane Plummer (47) der «New York Times». Seit 24 Jahren sind die beiden verheiratet, seit 12 Jahren verbringen sie die Nächte als geschiedene Leute. Ursprünglich fiel der Entscheid wegen des lauten Schnarchens von Shane. Heute freuen sich die Plummers nicht nur über besseren Schlaf, sondern auch über ein regeres Liebesleben. Und liegen damit im Trend: In einer Studie von 2023, dem American Academy of Sleep Medicine Survey, gab ein Drittel der Teilnehmenden an, regelmässig in einem anderen Raum zu nächtigen als der Partner oder die Partnerin. Eine gute Idee? Oder doch eher der Anfang vom Ende? Sexualberaterin Bettina Disler (51) aus Zürich berät Paare, die ihre Beziehungen trotz getrennten Betten nicht gefährden wollen. Das gilt es laut ihr zu beachten:
Den Partner nicht vor den Kopf stossen
Wenn eine Person in der Beziehung getrennte Betten vorschlagen möchte, weil die Partnerin oder der Partner zum Beispiel schnarcht, spielt die Wortwahl eine grosse Rolle. Sie empfiehlt, Ich-Sätze zu formulieren, die nicht anklagend sind. Zum Beispiel: «Damit ich Energie habe und fit bin, brauche ich einen tiefen Schlaf.» Das komme viel besser an als Vorwürfe wie: «Deinetwegen kann ich nicht schlafen.»
Fehlende Nähe kompensieren
Die physische Nähe trotz getrennten Betten zu erhalten, sei zentral, sagt Disler. Denn der Körper schüttet bei Berührungen Bindungshormone wie Oxytocin aus, die eine Beziehung festigen. Oft reicht es, kleine Rituale der Intimität in den Alltag einzubauen. Das Sofa könne der Ort zum Kuscheln werden, oder man legt sich zur Partnerin oder zum Partner ins Bett, bevor man in sein eigenes zum Schlafen geht. Laut der Expertin ist es wichtig, sich auf die Möglichkeiten zu fokussieren, die sich durch getrennte Schlafzimmer ergeben, und nicht auf Aspekte, die dadurch wegfallen. «Man kann Schlaf-Scheidung als Gelegenheit betrachten, die Beziehung neu zu gestalten.»
Die Sexualität nicht vernachlässigen
Die körperliche Distanz in der Nacht führe nicht zwingend dazu, dass sich Partner weniger voneinander angezogen fühlen, sagt Disler. Manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. «Der Sex kann leidenschaftlicher werden.» Denn oft nehme die Lust aufeinander durch Abstand zu. Die neue Schlafsituation könne die Beziehung zudem beleben, weil sie den Reiz des Ungewohnten mit sich bringe. «Es kann aufregend sein, abends den Partner in dessen Zimmer zu verführen.»
Flexibel bleiben
Eine Schlaf-Scheidung müsse für beide Partner befriedigend sein, sagt Disler. «Ist eine Person unzufrieden, sollte man eine neue Lösung suchen.» Man schläft zum Beispiel nur jede zweite Nacht getrennt oder definiert Phasen, in denen man im selben Bett schläft, und solche, die man separat verbringt. Konflikte sind gemäss der Expertin immer die falsche Voraussetzung für separate Schlafzimmer. «Wenn man sich aus dem Weg gehen will, kann sich die emotionale Distanz dadurch zusätzlich vergrössern und die Beziehung gefährden», sagt sie.
Bettina Disler (51) ist Paar- und Sexualberaterin mit eigener Praxis in Zürich, Kolumnistin bei der «Annabelle» und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Im Jahr 2019 erschien ihr Fachbuch «Dynamisierung in der Paartherapie». Darin schreibt sie über Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären.
Bettina Disler (51) ist Paar- und Sexualberaterin mit eigener Praxis in Zürich, Kolumnistin bei der «Annabelle» und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Im Jahr 2019 erschien ihr Fachbuch «Dynamisierung in der Paartherapie». Darin schreibt sie über Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären.