Die Pandemie zehrt an den Kräften – das zeigt nun auch eine neue, repräsentative Studie im Auftrag der Online-Partneragentur Parship. Demnach hat sich das psychische Wohlbefinden bei 27 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer in den letzten Monaten verschlechtert. Bei jungen Menschen sind es gar 34 Prozent.
Die seelischen Folgen der Pandemie hätten zu wenig Aufmerksamkeit gefunden, meint die Psychotherapeutin Dania Schiftan: «Seit letztem März haben wir auf die körperliche Unversehrtheit der Menschen hingearbeitet. Aber wie wir die Psyche schützen können, war kaum Thema.»
Die meisten, so die Zürcher Expertin für Sexualität und Partnerschaft, hätten wohl geglaubt, die Pandemiesituation werde ein Sprint. «In Wirklichkeit ist sie ein Marathon.»
Die innere Stärke wecken
Sich darauf einzustellen, sei zentral. «Wenn wir eine Situation nicht ändern können, ist es ist wichtig zu versuchen, das Beste herauszuholen. In meiner Praxis versuche ich momentan, den Leuten ihre Ressourcen aufzuzeigen, ihre innere Stärke zu wecken. Daraus ziehen wir am Ende Kraft.»
Darum freue sie sich über einige Ergebnisse der Studie: «Sie zeigen, dass es sich lohnt, auch mal eine andere Sichtweise auf die Pandemie einzunehmen.» Trotz angeschlagener Psyche scheinen nämlich gerade junge Menschen der aktuellen Lage auch positive Seiten abgewinnen zu können.
So gaben etwa 40 Prozent an, dass ihr Umgang mit der Unsicherheit positiver geworden ist. Bei jedem dritten der Befragten unter 30 Jahren verbesserte sich auch die familiäre Situation, bei 28 Prozent die Beziehung zur Partnerin oder dem Partner. «Der Rückzug aus dem bisher gewohnten Alltag hat viel Nähe gebracht», sagt Schiftan. Das sei zwar nicht für alle gleich positiv. «Wer sich aber damit arrangieren konnte, darf sich durchaus über positive Effekte in der Familie oder Partnerschaft freuen.»
Gemeinsame Langeweile – eine tolle Erfahrung
Normalerweise gebe es in Beziehungen viel Ablenkung, etwa durch das Handy oder zig Freizeitaktivitäten. «Dabei brauchen sie Raum, Zeit und auch mal Phasen, in denen nichts los ist. Viele Paare haben jetzt das erste Mal gemerkt, wie es ist, wenn sie kaum Ablenkung haben, ihnen gemeinsam langweilig ist oder sie nur einander sehen können – das kann eine tolle Erfahrung sein.»
Durch die Pandemie ist vielen Schweizerinnen und Schweizern bewusst geworden, wie wichtig ihnen gemeinsame Zeit mit den Liebsten ist. Laut der Studie vermissen sie Ferien im Ausland, Shopping in Einkaufszentren oder Auswärtsessen weniger als befürchtet – Freunde zu treffen oder das Vereinsleben zu pflegen, dafür umso mehr.
Schiftan: «Das deckt sich mit meiner Praxiserfahrung. Viele haben gemerkt, dass gewisse Dinge gar nicht so wichtig sind, wie man immer gemeint hat!»