Eigentlich ist es absurd, reales Sexualverhalten aufgrund von Pornos zu hinterfragen. Wir wissen, dass in den Filmchen fast alles Fake ist. Immer Lust, nie Pannen und schon gar keine Kondome. Trotzdem zieht die Übertreiberei einen Rattenschwanz nach sich und zehrt hart an unseren Nerven. Denn dieses gefakte Ge... verbreitet Unsicherheit. Ein Beispiel ist das Hardcore-Gestöhne der Frauen. Es beginnt schon bevor es anfängt und ist alles andere als authentisch. Da hilft bloss Ton ausstellen. Sonst will man die Frau schütteln und sagen: «Spinnsch eigentlich? Du dummi, dummi Chueh!» Beim Extreme-Moaning kommen einige Zweifel auf. Unsichere Frauen könnten sich fragen: «Macht man das so?» Unsichere Männer: «Warum geht bei mir keine so ab?»
Warum stöhnt und schreit eine Frau in Pornos?
In Pornos stöhnt und schreit vor allem sie. Die meisten Filme sind eben immer noch von Männern für Männer gemacht. Da muss die Frau nun mal ordentlich Laute von sich geben. Denn dann, so die männliche Logik, ist der Mann gut. Manchmal kommt das Gestöhne nicht aus dem Film, sondern aus der Nachbarwohnung. Manchmal ist es vielleicht noch näher. Selten ist man sich sicher: ehrliche Lust oder grosses Spektakel? Keiner weiss es genau. So rätselt man dann eben doch oft, und so kommt es, dass in Internetforen junge Frauen fragen, wie sie stöhnen sollen, und wir Beiträge à la «Richtig stöhnen» oder «Stöhnen lernen» lesen.
Stöhnen kann etwas aussagen. Es kann heissen: «So gut, so bleiben» – oder auch: «Das war unangenehm.» Was gerne falsch interpretiert wird. Und bereits sind wir beim Interpretieren. Wenn wir schon WhatsApp-Nachrichten unterschiedlich verstehen können, obwohl da etwas schwarz auf weiss steht – wie soll man dann Töne von dumpf bis grell richtig deuten? Auch verständlich, dass das Gegenüber oder das Obendrüber/Untendrunter eher denkt, es sei gut, wenn es etwas hört. Geht Frauen übrigens genau gleich.
Doch Porno hin oder her, davon sollte man wegkommen. Es gibt keine Anleitung zum richtigen Stöhnen, weil es das richtige Stöhnen nicht gibt. Laute sind übersetzte Gefühle und Empfindungen. Die äussern sich bei allen anders – und gehören primär einem selbst, sind nicht als Show-Einlage für jemand anderen gedacht. Sie komplett steuern? Hallo, Verkrampftheit! Eine bekannte Sexualtherapeutin meinte mal: «Beim Sex nicht zu viel denken. Wir müssen echt sein!»
Die meisten Männer kommen gerade einmal drei bis zwölf Sekunden, beim weiblichen Geschlecht kann der Höhepunkt bis zu 30 Sekunden anhalten. Der Orgasmus ist jedoch weit mehr als nur eine Befriedigung.
Die meisten Männer kommen gerade einmal drei bis zwölf Sekunden, beim weiblichen Geschlecht kann der Höhepunkt bis zu 30 Sekunden anhalten. Der Orgasmus ist jedoch weit mehr als nur eine Befriedigung.