Ich (m, 40) bin seit vier Monaten mit meinem Freund (43) zusammen. Er hat Anfang vierzig entdeckt, dass ihn das gleiche Geschlecht mehr anzieht, und sich deshalb von seiner Frau, mit der er zwei Kinder hat, scheiden lassen. Das Problem ist, dass es für ihn beim Sex nur aktiv Missionar als Stellung gibt. Dass ich ihn mit den Fingern oder dem Mund am Po berühre, ist absolut tabu. Trotz mehrfacher Aussprachen ist er nicht bereit, etwas zu ändern. Renato
Lieber Renato
Die Versuchung ist gross, die einseitige Sexualität deines Freundes mit seinem späten Coming-out in Verbindung zu bringen. Die Interpretation wäre dann, dass dein Freund noch in einem Prozess in Bezug auf seine sexuelle Identität steckt und erst lernen muss, andere Formen von Sexualität von einem Mann anzunehmen.
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass dein Freund schliesslich gar nichts muss. Abwechslung ist für viele Menschen wichtig beim Sex, aber eben nicht für alle. Es gibt genug Männer und Frauen, die sich mit einer Sexualität pudelwohl fühlen, die andere als grässlich limitiert bezeichnen würden.
Ihr beide habt ein Recht auf sexuelle Erfüllung. Gehen die Vorstellungen diesbezüglich auseinander, ist es leider immer ein heikles Abwägen, bis zu welchem Grad Veränderungen für einen Partner in einer Beziehung überhaupt Sinn machen. Manchmal bleibt einem bei aller emotionaler Verbundenheit nur das Fazit, dass man vielleicht zu unterschiedliche Vorstellungen hat.
Es braucht Mut, sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen. Besonders, wenn es für dich noch um mehr gehen sollte als um pure Stellungsmonotonie. Beispielsweise auch darum, was eine schwule Identität alles umfasst. Eine Beziehung mit jemandem zu teilen, der diesbezüglich andere Vorstellungen hat als man selbst, kann herausfordernd sein.
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