Wir hatten aber Geldprobleme, weil er viele Schulden hatte. Ich trennte mich deshalb von ihm. Immerhin habe ich eine bürgerliche Existenz aufbauen können. Und sogar eine Ausbildung abgeschlossen.
Ich war aber in dieser Zeit nie richtig glücklich. So habe ich einen starken Trieb, den ich nicht ausleben kann. In den letzten acht Jahren habe ich es nur mit zwei Männern versucht. Der erste hatte Mühe, weil ich manchmal eine G-Punkt-Ejakulation habe, was er abnormal fand. Nach zwei Monaten machte ich Schluss.
Der zweite Mann bekam keine Erektion. Er hatte sich wohl ans Masturbieren gewöhnt. Wir waren nur eine Nacht richtig zusammen. Am Telefon konnte er mir die tollsten Nächte versprechen, hatte aber bei jedem Treffen eine neue Ausrede für sein schlaffes Glied. Nach einem Monat beendete ich die Affäre.
Da ich gut aussehe und auch gute Umgangsformen habe, könnte ich oft Männerbekanntschaften machen. Ich habe auch liebe Freunde, die mehr von mir möchten. Allerdings wissen sie nichts von meiner Vergangenheit und meinem heimlichen Wunsch, mich wieder in einem Puff anzubieten.
Täglich denke ich daran, was ich verpasse. Aber auch, wie schön es wäre, wenn ich diese Zwangsgedanken nicht hätte. Wenn ich mit einem Mann leben könnte, der mir ein schönes Zuhause, Liebe, Sex und Verständnis bieten würde. Vielleicht könnte ich so meine Vergangenheit vergessen.
ANTOINETTE
Liebe Antoinette
Kein Mann kann dich «erlösen», solange dir nicht bewusst ist, weshalb deine frühere Tätigkeit für dich mit sexueller Lust und Lustbefriedigung gekoppelt ist.
Wenn du seit dem Ausstieg aus dem Sexgewerbe nie mehr «glücklich» warst, hast du dort eine Befriedigung gefunden, die dir heute verwehrt ist.
Da du als Prostituierte die Kunden bedientest, kann es nicht sein, dass du sie als gute Liebhaber erlebtest. War es deine Macht über sie, die du genossest? Oder konntest du dich sexuell gehen lassen, weil sie dir gleichgültig waren?
Glaubst du vielleicht, eine «anständige» Frau müsse im Bett zurückhaltend sein? Oder fühlst du dich nicht begehrt, wenn Männer nicht bar bezahlen. Und nimmst ihnen deshalb ihre Schwächen so übel, dass du sie sitzenlässt?
Hat dein verschuldeter Mann dir vorgelogen, er habe Geld, als er um dich warb? Bist du verbittert, weil du für ihn mehr aufgabst, als dir damals bewusst wurde. Weil du als Prostituierte deinen Männerhass kompensieren konntest?
Seit acht Jahren bestrafst du dich selbst für deine bürgerliche Fassade: Wähltest unter vielen Bewerbern ausgerechnet zwei Männer mit sexuellen Problemen aus.
Wenn du einen deiner Freunde als sexuell attraktiv empfindest, solltest du es mit ihm wagen. Dass sich deine sexuellen Fantasien mit gewissen Szenen im Bordell beschäftigen, wenn du mit ihm schläfst, braucht er ja nicht zu wissen.