Mein Chef (26) und ich (36) hatten immer schon ein sehr gutes, enges Verhältnis. Ich mache ihm auch den Haushalt. Seit einer Weile haben wir nun auch sexuell etwas am Laufen. Eine Beziehung will er nicht, danach habe ich ihn schon gefragt. Kürzlich hatten wir leider einen riesigen Streit, seither ist alles kompliziert, und ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich möchte nicht, dass unsere Freundschaft zerbricht. Er sagt zwar, dass das nicht passiere, aber seit dem Streit ist der Wurm drin. Michèle
Liebe Michèle
Kompliziert ist eure Situation beim besten Willen nicht erst seit diesem Streit. Das ist ein wahres Sammelsurium an Rollen, das du in dieser Verbindung einnimmst. Du bist Mitarbeiterin, Geliebte, Freundin, Haushälterin. Vielleicht noch mit einem mütterlichen Touch. Das ist definitiv zu viel des Guten.
Jede dieser Rollen bringt verschiedene Aufgaben und Pflichten sowie Vor- und Nachteile mit sich. Vieles lässt sich nicht unter einen Hut bringen. Ein Chef kann kaum die nötige Distanz und Professionalität wahren, wenn er mit einer Mitarbeiterin schläft. Eine Geliebte kann nur schwer cool bleiben, wenn der Liebhaber plötzlich Chef sein muss. Und die Rolle der mütterlich sorgenden Haushälterin verträgt sich schlecht mit der Rolle der Liebhaberin. Wenn ihr in diesem Rollenzirkus nicht aufräumt, kommt nie mehr Ruhe in diese Beziehung.
Dass dein Chef-Liebhaber-Schützling beteuert, dass eure Freundschaft nicht in Gefahr sei, hinterlässt einen schalen Beigeschmack: Die Situation ist doch sehr bequem für ihn. Du übernimmst praktischerweise alle weiblichen Rollen nach Wunsch. Da du emotional stärker involviert zu sein scheinst als er, ist er zusätzlich zur Chefrolle auch sonst immer am längeren Hebel. Schafft Klarheit in diesem Rollensalat und steht dann konsequent dazu.