Mein Freund (37) hat mich bereits wenige Wochen, nachdem wir zusammengekommen waren, bestürmt, dass wir zusammenziehen sollten. Nach etwa einem Jahr habe ich (38) nachgegeben und bin zu ihm gezogen. Nun wohnen wir seit ein paar Monaten zusammen – und unsere Beziehung ist wie ausgewechselt. Wir streiten oft, und mein Freund pflastert seine Freizeit mit Aktivitäten zu. Es ist klar, dass er keine Zeit mit mir verbringen will. Ich bin verzweifelt und würde am liebsten wieder ausziehen. Amanda
Liebe Amanda
Die meisten Menschen haben einen mehr oder weniger bewussten Fahrplan, was den Ablauf einer glücklichen Beziehung angeht. Zusammenzuziehen, wird darin als das Erreichen eines neuen Beziehungslevels verstanden. So einen Schritt nicht zu tun oder ihn rückgängig zu machen, wird deshalb oft als Schmach und Niederlage erlebt.
Löst euch von fixen Ideen, wie euer Zusammenleben gestaltet sein soll, und richtet euch stattdessen nach euren konkreten Bedürfnissen und Erfahrungen. Wenn sich eine gemeinsame Wohnung für euch nicht als das Richtige herausstellt hat, dann dürft und sollt ihr den Mut haben, das wieder zu ändern.
Bevor du Hals über Kopf und verständlicherweise frustriert ausziehst, solltet ihr euch genügend Zeit lassen, die Situation zu analysieren. Wie erlebt dein Freund die Situation? Was genau geht gerade ab in eurer Beziehung? Ist wirklich die Wohnsituation der Stolperstein, oder kommt der Stress vielleicht von ganz woanders? Entsteht das Problem dadurch, dass ihr in die Wohnung deines Freundes gezogen seid, statt gemeinsam eine neue zu suchen?
Je ehrlicher ihr seid, umso eher findet ihr eine massgeschneiderte Lösung. Klärt breit und sorgfältig ab, was eure Optionen sind und welche Konsequenzen sie hätten, damit ihr euch beide nicht wieder mit einer grossen Geste überfordert.