Ich (20) habe eine Frau kennengelernt, die offensichtlich Bindungsängste hat. Zunächst trennte sie sich nach einigen Dates von mir, weil wir angeblich nicht zusammenpassen. Wir passen aber sehr wohl zusammen. Später meldete sie sich wieder, bis ihre Ängste nach ein paar Treffen wieder zu gross wurden. Mir ist bewusst, dass Beziehungen mit Bindungsängstlern nicht gut enden, dass aber eine Therapie helfen kann. Sie hat auch zugegeben, dass sie Angst hat. Wie kann ich sie auf eine Therapie ansprechen, ohne zu grossen Druck zu machen? Nico
Lieber Nico
Bindungsängste oder eine angebliche Beziehungsunfähigkeit sind aktuell für viele Menschen ein grosses Thema. Sie erleben bei der Partnersuche, dass heute viele Männer und Frauen Mühe damit haben, sich festzulegen. Das wiederum ist für sie ein Zeichen, dass mit dem Gegenüber offensichtlich grundsätzlich etwas nicht stimmt, das therapeutisch korrigiert werden muss.
Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Unverbindlichkeit mag lästig sein, aber du darfst dieser Frau nicht die Diagnose Bindungsangst inklusive Aufforderung zur Therapie anhängen, nur weil sie gesagt hat, dass sie Angst vor Nähe hat. Und auch der Entscheid, ob ihr nun zusammenpasst oder nicht, liegt nicht allein bei dir.
Es ist eine denkbar schlechte Ausgangslage, wenn du euer Beziehungsglück nur dann für möglich hältst, wenn diese Frau zuerst fundamental an sich arbeitet. Du bewegst dich mit deinem Verhalten und deiner Einstellung nämlich nicht auf Augenhöhe mit dieser Frau. Das ist Gift für eine mögliche Liebe.
Bleib bei dir, statt Fehler und Lösung bei jemand anderem zu suchen. Entscheide für dich und steuere dein eigenes Verhalten. Das kann heissen, dass du dich distanzierst, obwohl du eine Verbindung mit dieser Frau spürst und das Potenzial für eine Beziehung siehst.
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