Meine Partnerin (53) und ich (61) haben eine schöne Beziehung, aber wir sind uns uneinig, wie es mit dem Anfangen von Sex ablaufen sollte. Sie ist überzeugt, dass der Mann die Frau durch seine Lust mitreissen sollte. Ich hingegen denke, dass die sexuelle Erregung des Mannes durch die Verführungskünste der Frau passiert. Was sagt die Wissenschaft zu diesem Dilemma? Gibt es Daten? Wie lief das jeweils in der Geschichte der Menschheit? Walter
Lieber Walter
Mit einer tollen Verführung ist es wie mit gutem Sex an sich. Es ist ein Miteinander. Ein Geben und Nehmen. Ein Spiel mit Rollen und Erwartungen. Ein kreativer Akt. Ein Tanz mit dem Moment. Die Idee, dass in diesem Zusammenspiel die Verantwortung naturgegeben und felsenfest ganz beim einen oder ganz beim anderen Geschlecht liegen sollte, klingt weder sinnvoll noch prickelnd. Man könnte diese Haltung sogar schon fast als trotzigen Sabotageakt betrachten, wenn beide daran kleben.
Aktuell schieben du und deine Partnerin nämlich die Verantwortung, wer handeln soll, zwischen euch her, statt liebevoll und agil einen Weg zu finden, der für euch beide stimmt. Statt Verschiedenheit durch Abwechslung und das Erlernen von Neuem zu überbrücken, soll die Wissenschaft den Disput beenden. Wie das dann zu einem schönen Miteinander führen soll, ist schwer vorstellbar.
Unbeweglichkeit in Kopf und Körper hat definitiv noch keine Sexualität bereichert. Hört also auf, euch hinter Theorien und Erwartungen zu verstecken. Es wird sich weder etwas tun noch etwas entspannen, wenn beide nur fordern, statt auch ganz bewusst zu geben.
Löst euch von der Idee, dass Normen oder Traditionen ein taugliches Referenzsystem für Glück sein sollen. Fragt euch stattdessen, was ihr braucht und findet einen Kompromiss, wenn ihr beide lieber passiv statt aktiv seid.
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