Ich (62) bin seit sechs Monaten Single und nutze die Zeit, mein Verhalten zu analysieren und mich zu verbessern. Nun bin ich beim Sex angelangt. Ich habe bereits einige Bücher gelesen und in vielen heisst es, dass der Mann sich zuerst um die Frau kümmern soll. Es wird gesagt, dass es die Lust des Mannes sei, die Frau zu verwöhnen. Ich kann das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen und trotzdem kann ich mir auch etwas Ausgeglichenes vorstellen. Kommt sie also wirklich immer zuerst? Macht es überhaupt Sinn, solche Bücher zu lesen? Urs
Lieber Urs
Mit (Sex-)Ratgebern ist es wie Landkarten: Wenn sie gut gemacht sind, geben sie einem Orientierung und können spannend zu lesen sein. Sie ersetzen aber nie die echte Reise und das persönliche Abenteuer.
Dass du deine Singlezeit nutzen möchtest, um dazu zu lernen, ist zwar eine gute Idee. Pass aber auf, das du nicht zu sehr in Theorien und einem reglementarischen Bild von Sex und Liebe verstrickst. Menschen werden nicht mit Bedienungsanleitungen geliefert und jede und jeder tickt anders.
Es gehört zur gemeinsamen Entdeckungsreise eines Paares, herauszufinden, was der andere mag, was man selber mit dieser spezifischen Person erleben möchte und wie man diese Dinge auf einen Nenner bringt.
Deine Frage, wer beim Sex Vorragen hast, hängt vor allem davon ab, was man unter Sex versteht. Begrenzt man Sex vor allem auf das Eindringen des Penis in die Scheide, dann wird es zugegebenermassen schwierig, dem Mann den Vortritt zu lassen, weil sich nach der Ejakulation erst mal eine Weile nichts mehr tut bei ihm.
So oder so gilt: Wieso sollte man sich in Bezug auf die Reihenfolge entscheiden? Auf ihre Kosten kommen sollten beide. Lieben ist ein Geben und Nehmen und ein bisschen wie Tanzen: Es mag Schritte und Muster geben, aber wenn ein Paar ständig die gleiche Show abzieht, dann wirds langweilig.