Ich (35) hatte bis jetzt wenige Freundinnen, auch wenig Sex. Kürzlich wollte ich wieder einmal mit einer Frau schlafen, doch leider wollte mein Penis nicht so, wie wir es wollten. Wenn ich mich selbst befriedige, wird mein Penis hart und ich komme auch zum Orgasmus. Mit der Frau zusammen tat sich jedoch gar nichts. Warum? Christian
Lieber Christian
Pannen und Enttäuschung in Bezug auf die Erektion gehören bis zu einem gewissen Grad schlicht zur männlichen Sexualität dazu. Dein Erlebnis mag massiv unangenehm gewesen sein, aber es gilt diesbezüglich nicht nur das berühmte «Einmal ist keinmal», sondern viel eher «Ab und zu mal ist keinmal».
Gerade nach längeren Sexpausen kommt es sehr häufig vor, dass die Erektion nicht mitspielt, wie sich die Beteiligten das vorstellen. Denn so gross die Freude über den Wiedereinstieg in die Paarsexualität auch ist: Leistungsdruck und Aufregung können bei einem Wiedereinstieg zu mächtigen Erektionskillern werden.
Es braucht zudem manchmal etwas Zeit, sich nach langen Phasen voller Solosexualität wieder auf Paarsex einzulassen. Man muss aus der gewohnten Routine ausbrechen und wieder lernen, auf die Präsenz und die Bedürfnisse einer anderen Person einzugehen. Je intensiver und einseitiger die Selbstbefriedigung bis zu diesem Punkt gelebt wurde, desto grösser ist bisweilen diese Hürde.
In diesem Zusammenhang wird übrigens Pornografie zurecht immer öfter als kritischer Faktor genannt. Männer, die beim Masturbieren übermässig auf Pornografie setzen, scheint es besonders schwerzufallen, sich dann plötzlich wieder auf eine Partnerin einzulassen. Sie brauchen mehr Zeit und eine gewisse Distanz zu den Pornos, um die komplexeren und weniger berechenbaren Facetten der Paarsexualität wieder auskosten zu können.
Das Wichtigste ist, dass du dir jetzt nicht vorschnell selber die Diagnose «Erektionsstörung» verpasst. Breit nach Ursachen zu suchen und gross etwas zu ändern macht erst Sinn, wenn du wiederholt und über längere Zeit Probleme mit der Erektion hast.
Lass dich geduldig und möglichst ohne überrissene Erwartungen auf Sexualität zu zweit ein. Es braucht Mut, sich von einem Leistungsdenken zu distanzieren, aber nur so kannst du dir den Raum schaffen, wirklich zu fühlen und zu geniessen.