Ich (22) lese hier in der Beratung immer wieder von Frauen mit unerfülltem Sexleben, da mit der Erektion ihres Partners etwas nicht stimmt. Ich als lesbische Frau habe ein sehr erfülltes Sexualleben und kann meine Freundin auch ohne Erektion oder Strap-on verwöhnen. Warum erkennen viele Männer diese Optionen nicht? Warum soll ein erfülltes Sexualleben von einer Erektion abhängen? Aline
Liebe Aline
Es mag stimmen, dass manche Männer und Frauen nicht sehr kreativ sind, wenn es darum geht, wie sie sich gegenseitig sexuell stimulieren können. Wahr ist auch, dass es gesellschaftlich einen unnötig grossen Druck gibt, dass es beim Sex vor allem um die Penetration mit dem Penis geht.
Es gibt aber viele Faktoren, die dazu führen, dass die Erektion für viele Männer und Frauen nicht einfach ein optionales Extra ist, das sich mühelos ersetzen lässt.
Für die Mehrheit der Männer ist ihr Geschlechtsteil das Zentrum ihrer Sexualität, ein essenzieller Bestandteil ihrer Identität als Mann und hoffentlich auch einfach ein Körperteil, das sie schlicht gern haben. Und ein steifer Penis ist für viele Männer und Frauen ganz einfach auch etwas sehr Schönes, Erregendes.
Der Verlust der Erektion löst bei den meisten Paaren erst einmal einen Schock aus. Dieser ist umso stärker, je fokussierter die Sexualität bisher auf den Penis war. Es braucht dann Mut, Kreativität und ein Umlernen, um etwas Neues aufzubauen und vom Geschätzten allenfalls Abschied zu nehmen.
In diesem Prozess geht es zudem nicht nur darum, dass der Frau weiter Lust bereitet werden kann und der Mann einfach Pech hat. Für viele Paare ist es essenziell, dass beide auf ihre Kosten kommen. Beide müssen Erwartungen und fixe Denkmuster ablegen und noch stärker als zuvor lernen, von eigenen Bedürfnissen nicht auf diejenigen anderer zu schliessen.
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