Es stört mich (32), dass mein Freund (35) praktisch nie dabei ist, wenn ich mich mit meinem Umfeld treffe. Nur, wenn ich mit meiner besten Freundin etwas unternehme, kommt er manchmal mit. Ist es denn nicht normal, dass der Partner am Leben des anderen zumindest teilweise dabei sein sollte und sich dafür interessiert? Es kommt mir manchmal so vor, als ob er die Beziehung gar nicht ernst nähme. Oder interpretiere ich in solche Handlungen zu viel hinein? Stephanie
Liebe Stephanie
Interpretationen sind immer eine heikle Angelegenheit. Die meisten Menschen können sich nämlich überraschend schlecht vorstellen, dass jemand anders andere Prioritäten setzt als sie selbst. Entsprechend liegen sie oft erschreckend weit daneben.
Dieser Effekt wirkt oft besonders stark, wenn man das Verhalten einer geliebten Person interpretiert. Denn weil dieser Mensch einem nah ist und Unstimmigkeiten bedrohlich wirken, will man sich Unterschiede erst gar nicht eingestehen. Verunsicherung kommt natürlich aber trotzdem auf.
Offenbar sehnst du dich danach, dass eure Freundeskreise zu einem grossen, fröhlichen Miteinander verschmelzen. Wobei du seine Freunde spannenderweise nicht erwähnst. Wenn du nun die Hingabe deines Freundes in Zweifel ziehst, weil er andere Vorstellungen hat, beschneidest du sein Recht auf andere Bedürfnisse.
Deine Freunde mögen das Salz der Erde sein, und die Sehnsucht, dass alle mit allen auskommen, ist verständlich. Aber wenn du euch als Clan verstehst, den dein Freund geschlossen toll finden muss, kann das eine schwierige Hürde werden.
Beendet das Interpretationsspiel und redet stattdessen Klartext, was eure Erwartungen sind und wie gewisse Verhaltensweisen bei euch ankommen. Mach dich darauf gefasst, dass dein Freund Zeit allein oder mit seinem eigenen Umfeld manchmal bevorzugt.