Mein Freund (37) und ich (34) haben grosse Probleme: Er tut mir immer wieder weh, vor allem, wenn er getrunken hat. Bevor ich ihn kennengelernt habe, hatte ich einen guten Job, jetzt bin ich arbeitslos und habe Schulden. Aber man lässt doch niemanden fallen, der am Tiefpunkt ist. Meine Mutter hat sich von mir distanziert, weil ich immer wieder zu meinem Freund zurückgehe. Hast du einen guten Tipp? Jasmin
Liebe Jasmin
Du schreibst, dass du deinen Freund nicht fallen lassen möchtest, weil es ihm schlecht geht. Nun: Dir geht es auch schlecht, und du hast auch eine Verpflichtung gegenüber dir selber. Du bist dafür verantwortlich, dich zu schützen und dafür musst du dich wohl leider von ihm distanzieren.
In Krisen fühlt man sich oft ausgeliefert und machtlos. Trotzdem musst du dir bewusst sein, dass du diejenige bist, die es in der Hand hat, etwas zu ändern. Denn weiter einfach darauf zu hoffen, dass dein Freund sein Verhalten ändert, ist nicht realistisch. Besonders, wenn Alkohol im Spiel ist.
Dass sich deine Mutter von dir distanziert hat, ist schmerzlich, aber es war für sie wohl ein wichtiger und richtiger Schritt. Vermutlich hatte sie keine Kraft mehr, weiter machtlos mitanzusehen, wie du dir wieder und wieder wehtun lässt. Die Funkstille ist ein Signal, dass sie deine Entscheidungen akzeptiert, aber nicht gutheisst. Es ist gleichzeitig ihre Art, sich zu schützen. Und schützen musst auch du dich.
Der beste Tipp ist jetzt, dass du dir professionelle Unterstützung organisierst, beispielsweise bei der Opferhilfe-Beratungsstelle in deiner Region. Eine neutrale Person kann in solchen Krisen oft besser helfen als die eigene Familie. Die Fachperson kann dir deine Optionen und Rechte aufzeigen und dich in deinen weiteren Entscheidungen begleiten.