Ich (52) mache mir Sorgen um die Beziehung von meiner Tochter und ihrem Freund. Er beklagt sich, dass sie zu wenig Lust auf Sex habe. Würdest du den beiden eine Therapie empfehlen? Marianne
Liebe Marianne
Primär würde ich deiner Tochter und ihrem Freund empfehlen, ihr Sexleben nicht mit ihren Verwandten zu besprechen. Es ist zwar verständlich, in schwierigen Situationen Unterstützung aus dem Umfeld zu suchen. Aber Familienmitglieder können selten die nötige Distanz wahren. Brauchbare Ratschläge sind da, gerade in eher brisanten Lebensbereichen, leider eine Seltenheit.
Solltest du deine Hilfe aber darauf beschränken, den beiden eine Beratung zu empfehlen, wäre das tatsächlich ein kluger Schritt.
Mit unterschiedlich starker Lust umzugehen, ist eine knifflige Sache. Verschiedene Bedürfnisse werden in einer frühen Beziehungsphase oft unter den Tisch gewischt. Teils aus Angst, sich dem Thema stellen zu müssen, teils in der meist prekären Hoffnung, die verschiedenen Wünsche würden sich einpendeln. Tatsächlich spitzen sich diese Unterschiede mit zunehmender Dauer einer Beziehung aber oft erst so richtig zu.
Oft bekommen die Partner erst in einer Beratung eine richtige Plattform, um die eigenen Bedürfnisse zu formulieren. Erst dann können sie Respekt dafür erfahren. Ohne diese beiden Schritte ist eine Verbesserung der Situation fast nicht denkbar.
Sei vorsichtig, wie sehr du dich in die Intimsphäre deiner Tochter und ihres Freundes einmischen willst. Dabei kann es nötig sein, die beiden zu bitten, ihren Konflikt nicht über dich auszutragen – wer auch immer der beiden sich bei dir meldet. Auch wenn du dafür deinen Wunsch zu helfen und vielleicht auch deine Neugier heftig ausbremsen musst.