Ich (24) habe grosse Mühe, Frauen kennenzulernen. Ich hatte auch noch nie eine Freundin. Jetzt habe ich mich entschlossen, ins Puff zu gehen. In zwei Wochen soll es so weit sein. Einerseits freue ich mich darauf, andererseits bin ich auch unsicher, ob es eine gute Idee ist. Was hältst du von bezahltem Sex? Benji
Lieber Benji
Pauschale Urteile über bezahlten Sex machen wenig Sinn. Dafür sind die Bedingungen, unter denen er stattfinden kann, schlicht zu vielseitig. Um einen guten Entscheid zu treffen, musst du für dich herausarbeiten, was deine Prioritäten und Erwartungen sind.
Viele Männer in deiner Situation haben das Gefühl, dass, wenn sie erst mal mit einer Frau geschlafen haben, eine Art Bann gebrochen sei und sie danach weniger Mühe haben, auf Frauen zuzugehen. Sie sind überzeugt, dass es allein ihre Ungeküsstheit ist, die sie blockiert. Für manche stimmt das tatsächlich, und sie fühlen sich nach dem ersten Mal befreit.
Andere Männer haben weniger Glück. Sie fühlen sich Frauen gegenüber hinterher sogar noch gehemmter, weil sie sich selber quasi die Bestätigung gegeben haben, dass eine Frau nur für Geld sexuell etwas mit ihnen zu tun haben soll. Andere Männer erleben ihr erstes Mal im Puff, und es hat keinen sehr grossen Einfluss auf ihre Biografie.
Frag dich ehrlich, was du vom bezahlten Sex erwartest. Sei dir bewusst, dass du ein Erlebnis kaufst, das klaren Spielregeln folgt und in einer Art sexuellen Parallelwelt stattfindet. Es ist ein bisschen, wie wenn du jemanden dafür bezahlst, mit dir Geburtstag zu feiern: Das kann durchaus ein tolles Fest werden, aber es ist eben doch nicht das Gleiche, wie wenn du mit Freunden feierst, mit denen du eine gemeinsame Geschichte aufgebaut hast und die mit dir feiern, weil sie dir nahestehen.
Überleg dir auch sorgfältig, wie du dieses Erlebnis in deine Biografie integrieren willst: Wäre das etwas, zu dem du gegenüber einer späteren Partnerin stehen könntest? Natürlich musst du so einen Puffbesuch nicht allen auf die Nase binden und dich im Leben nach deinen Werten richten. Aber es lohnt sich doch, zu überlegen, was es heisst, etwas erlebt zu haben, das viele Leute nicht gutheissen und das du vielleicht nicht einfach so teilen kannst.