Zwischen einer Mitarbeiterin (38) und mir (54) knistert es seit einigen Wochen gewaltig. Ich bin ihr Vorgesetzter. Jetzt haben wir vor, auf der nächsten Geschäftsreise im selben Zimmer zu schlafen, damit wir in Ruhe über neue Projekte sprechen können. Das ist ehrlich so gemeint. Gleichzeitig habe ich im Hinterkopf, dass es wohl nicht klug wäre, etwas anzufangen, da ich ihr Vorgesetzter bin. Zudem bin ich verheiratet, aber da läuft seit Jahren nichts mehr. Diese Mitarbeiterin reizt mich enorm. Aber ich denke, dass eine Affäre auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Was soll ich nur machen? Roger
Lieber Roger
Die Idee, dass ihr beiden für das Besprechen eurer Projekte auf dieser Reise unbedingt ein gemeinsames Zimmer braucht, ist mehr als abenteuerlich. Dass ihr das trotzdem als ehrliches Bedürfnis und nüchterne Notwendigkeit erlebt, ist ein Hinweis dafür, dass ihr euch etwas vormacht. Und zwar heftig.
Sexuelle Lust oder Verliebtheit können einen den Verstand vernebeln. Wenn du diese Sache auch nur einigermassen auf eine solide Basis bringen willst, ist es wichtig, dass du dich, so gut es geht, aus der Blase von Illusionen löst, die dir aktuell den Blick vernebelt und die offenbar auch von dieser Frau gestützt wird.
Frag dich auch nochmals, was du dir genau für einen beraterischen Hinweis erhofft hast. Nicht selten wenden sich Menschen in deiner Situation oder mit vergleichbaren Anliegen nämlich an eine Beratung, weil sie sich danach sehnen, dass sie jemand wahlweise «zur Vernunft bringt» und ihnen die Affäre ausredet oder gar verbietet. Oder sie sehnen sich nach einer Absolution, um frei zu handeln. Die Entscheidung über dein Handeln muss aber unbedingt bei dir bleiben. Genau deshalb ist es so wichtig, dass du dir möglichst wenig vormachst in Bezug auf allfällige Konsequenzen.
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