Weil ich (29) als Kind einen Hirntumor hatte, bin ich eingeschränkt und kann nur Teilzeit arbeiten. Als wir im Geschäft Stress hatten, hatte ich einen Zusammenbruch. Ich brauchte einen Krankenwagen, was meine Freundin mit «Muss das jetzt auch noch sein?» kommentiert hat. Nach dem Ereignis hat sie sich getrennt. Nach über sieben Jahren. Sie sagte, dass sie sich nur noch als meine Betreuungsperson vorgekommen ist. Natürlich habe ich auch von meinen Problemen erzählt. Ich dachte, dafür ist eine Beziehung auch da. Renzo
Lieber Renzo
Die Frage, wofür eine Beziehung da ist, ist schwer zu beantworten. Kameradschaft, Leidenschaft, Unterstützung, Intimität, Inspiration, Elternschaft und unzählige weitere Punkte spielen eine Rolle. Schlussendlich dürfte jeder für sich selber seine eigene Antwort finden.
Bei all dem darf man nicht vergessen: Auch eine romantische Verbindung ist schlussendlich eine Zweckgemeinschaft. Denn für die meisten Leute dürfte es darum gehen, dass ihnen der Partner dabei hilft, das Leben zu führen, das sie sich wünschen. Für dich war Unterstützung wichtig, aber auch deine Freundin muss mit ihren Bedürfnissen Platz haben.
Der Austausch in einer Beziehung geht nur so lange gut, wie sich Geben und Nehmen die Waage halten. Für deine Freundin war diese Balance vermutlich schon länger nicht mehr da. Die Beziehung zwischen Partnern muss gleichwertig sein. Die Beziehung zwischen Betreuungsperson und Umsorgtem ist schief. Deine Freundin ist in eine neue Rolle gerutscht, in der sie wohl irgendwann allein und erschöpft war. Auch sie hat ein Anrecht auf Glück.
Dass sie dich auf einem Tiefpunkt verlassen hat, war ein herber Schlag. Kaputtgegangen ist eure Beziehung aber schon früher. Klär für dich, wann und wie. Das wird dir deine Freundin nicht zurückbringen, aber so tappst du nicht nochmals in die gleiche Falle.