Eine gute Freundin (36) von mir hat sich im letzten Jahr überraschend und unverständlicherweise von ihrem Mann getrennt. Seither hatte sie die eine oder andere Geschichte am Laufen. Die meisten dieser Männer waren alles andere als gut zu ihr. Ich (36) kenne ihren Exmann und weiss, dass er leidet und alles für sie tun würde. Ich habe sie gefragt, was sie sich von diesen Beziehungen erhoffe, und sie meinte, sie wisse es auch nicht. Ich will mich nicht einmischen, aber sie zerstört ihr Leben. Bettina
Liebe Bettina
Die Frage ist, ob deine Freundin wirklich ihr Leben zerstört oder ob es die Vision ist, die du von ihrem Leben hattest. Ihre Trennung mag für dich plötzlich und in unverständlicher Weise passiert sein. Das heisst aber nicht, dass es dafür keine Gründe gab.
Wenn sich ein Paar, das während Jahren als «Vorzeigepaar» galt, trennt, ist das für den Freundeskreis oftmals ein Schock. Diese Paare müssen oft einiges einstecken, von leiser Kritik bis hin zu konkreten Vorträgen, es sich nochmals zu überlegen. Das kann sehr schmerzlich sein, weil damit die eigene Urteilskraft in Frage gestellt wird.
Möglich, dass durch die Trennung deiner Freundin für dich ein Stück heile Welt kaputtgegangen ist. Vielleicht wirst du auch an die Verwundbarkeit deiner eigenen Beziehung erinnert. Das könnte erklären, warum du dich so sehr danach sehnst, die Harmonie von damals wiederherzustellen.
Du kannst deine Freundin nicht vor Verletzungen schützen, indem du ihr das Leben verbietest. Gerade weil ihre jüngsten Erfahrungen mit Männern nicht sehr positiv waren, verdient sie deinen Support. Eine Hilfe bist du aber nur dann, wenn du sie auf ihrem eigenen Weg unterstützt und ihr nicht den Weg aufdrückst, den du für den richtigen hältst. Oder den, der auch ihrem Exmann helfen würde, den du ja auch gut magst.