Meine Frau (51) hat sich vom Sex praktisch komplett zurückgezogen, während ich (61) noch viel Lust habe. Sie sagt, sie habe keinen Bedarf, und meine Attraktivität sei auch nicht mehr so wie früher. Da wir noch immer im gleichen Ehebett übernachten, kann ich mir gelegentliche zärtliche Annäherungsversuche nicht verkneifen – natürlich auch ausserhalb des Schlafzimmers. Aber sie lehnt das konsequent und unmissverständlich ab. Ich wünsche mir einen konkreten, kurzen Rat. Otto
Lieber Otto
Der konkreteste und kürzeste Rat, den ich dir geben kann, ist, dass du sofort mit diesen Annäherungsversuchen aufhören sollst. Du schneidest dir damit ins eigene Fleisch, weil du dich zum Belästiger machst, auch wenn du es noch so gut meinst.
Wenn du schreibst, dass deine Frau Annäherungsversuche konsequent und unmissverständlich ablehnt, du aber trotzdem nicht damit aufhörst, dann schrillen bei mir die Alarmglocken. Denn dann drängst du deiner Frau deine Lust auf und missachtest dabei ihre Grenzen und Bedürfnisse.
Viele Männer – und durchaus auch einige Frauen – tappen in ihrer Lust auf Sex in die Falle, dass sie belästigend werden, ohne es zu realisieren oder wahrhaben zu wollen. Sie sehen ihre Avancen als Ausdruck einer Wertschätzung der erotischen Kraft des Gegenübers und verdrängen jedes Nein.
Eure Paarsexualität scheint vor einer Weile in Schieflage geraten zu sein. Deine Frau erlebt offenbar Sex nicht mehr als etwas, was ihr fehlt oder was ihr Leben bereichern würde. Die Frage ist nun, ob du sie dafür gewinnen kannst, diesen Aspekt eurer Beziehung wieder zu beleben. Das wird aber definitiv nicht dadurch passieren, dass du wieder und wieder dasselbe unerwünschte Muster zeigst.
Wenn, dann müsst ihr zusammen erarbeiten, ob es etwas im Bereich Sexualität und Körperlichkeit gibt, was ihr wiederentdecken könnt.