Ich (52) bin seit fast zehn Jahren mit meiner Frau (47) verheiratet. Für mich wäre die Hochzeit nicht unbedingt nötig gewesen, aber ich habe mich auch nicht verweigert. Verweigerung ist aber das Stichwort bei meiner Frau: Seit einem Jahr haben wir keinen Sex mehr. Sie sagt, ich sei immer noch ihr Traummann, aber sie habe einfach keine Lust mehr auf Sex. Meine Frau will nichts ändern und nicht mal darüber reden. Martin
Lieber Martin
Sex ist kein Service, der im Rahmen einer Beziehung als inklusive verstanden werden kann. Es hat deshalb einen schalen Beigeschmack, wenn du von Verweigerung sprichst.
Das heisst aber nicht, dass eine Beziehung kein Geben und Nehmen ist und dass es nicht schmerzlich ist, auf Sex zu verzichten, wenn er einem fehlt. Aber es ist unsinnig oder sogar unmöglich, Lustvolles auf Druck und Forderungen aufzubauen.
Es braucht Fingerspitzengefühl und Offenheit von beiden Partnern, um so eine Situation aufzulösen. Das erste Ziel ist dabei nicht eine Intensivierung der Sexualität. Stattdessen sollen die Partner wieder das Gefühl haben, in der Situation Verbündete zu sein und keine Konkurrenten. Tauscht euch aus, aber bitte möglichst ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, was dieser Austausch in der Beziehung auslösen soll.
Derjenige, der Sex will, kann nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn die eigene Lust verschwunden ist. Derjenige, der sich zurückgezogen hat, spürt nicht, wie gross die Lücke ist, die der Verzicht beim anderen hinterlässt. Erst wenn ihr wirklich erfasst, wo der andere steht, könnt ihr anfangen zu diskutieren, wohin ihr gehen möchtet.
Je konkreter und heftiger du auf eine Intensivierung der Sexualität drängst, desto weniger wirst du deine Frau als Verbündete für eine Veränderung oder nur für ein Gespräch gewinnen können.